DRITTES
KAPITEL.
Die
ersische
Kunst.
Die Perser, welche plötzlich nach einem Leben in gröfster
Einfachheit ohne längere Vorgeschichte als Grofsmacht auf-
tauchten, wurden infolge ihrer geistigen und sittlichen Ueber-
legenheit so rasch die Herren Asiens, dafs sie keine Zeit hatten,
eine eigenartige Kunst auszubilden. Sie traten hervor, als
zwischen den beiden ältesten Kulturherden, Ägypten und Ba-
bylon, schon reicher Austausch stattgefunden hatte, und um
den unterjochten Völkern durch Pracht und Glanz zu impo-
nieren, entlehnten sie die Elemente zu den grofsartigen Wunder-
werken ihrer Thätigkeit von den verschiedensten Seiten.
Von den ältesten Palästen, denen des Cyrus, sind nur
sehr spärliche Reste noch vorhanden; wohlerhalten aber ist in
der Nahe von Murgab, wo man die Stätte des alten Pasargadaö
vermutet, ein einfacher Bau (Taf. 6, Fig. 3), den man für das
Grabmal des Cyrus hält. Ein aus gewaltigen Marmorquadern
bestehender Unterbau, der an der Grundiläche I4xI2m mifst,
steigt über einem rundlichen Wulst terrassenförmig in sieben
Stufen auf und trägt oben ein Gebäude von 7 m Länge und
5,50 m Breite, das bis zum Scheitelrseines doppelten Giebel-
daches 7 m mifst und ebenfalls aus Marmorquadern errichtet
ist. Eine schmale Thür an der Vorderseite führt in das einst
prächtig verzierte Innere, wo der König beigesetzt war; jetzt
ist es seines Inhalts beraubt. Rings um diese an die assyri-
scheu Stufenpyramiden (S. 27) erinnernde Anlage wurden etwas
späteri vierundzwanzig Säulen, welche griechische Formen
zeigten, errichtet; die weitere Umgebung bildete ein wohlge-
pflegter Park.
Wesentlich verschieden von dem Grabe des Cyrus sind
die übrigen Königsgräber, von denen uns Taf. 6, Fig. 4 eines
verführt, das durch seine Keilinschrift als Grab des Darius
bezeichnet ist. Es betindet sich, wie auch die andern, in
einem von vorn völlig unzugänglichen Felsen, in den sie in
der Form von riesigen, senkrecht stehenden Kreuzen hinein-
gearbeitet sind. Nur mittels eines verborgenen Einganges
konnte man von oben her zu der Grabkammer gelangen. Den
untern Teil des Kreuzes bildet eine glatte, schmalere Platte,
über der sich scheinbar die Vorderseite eines säulengetragenen
Hauses erhebt. In der Mitte der vier Säulen mit eigenartigem
Kapitell (vgl. Fig. 6) ist eine, freilich von unten unzugängliche,
Thür angebracht mit einem Deckgesims, wie wir es aus rligyp-