Hierher gehört Taf. 5, Fig. 4, ein Stück eines gröfsern Re-
liefs, dessen Inhalt ein Fest des Assurbanipal bildet, welches
dieser im Garten seines Harems nach Besiegung eines Feindes
begeht. Auf dem hier nicht sichtbaren Stücke erblickt man
verschiedene Bäume mit sitzenden und Hatternden Vögeln; an
einem aber hängt das Haupt des besiegten Feindes. Rechts
davon liegt auf hohem, von Weinlaub umranktem Rühebett
des Königs Majestät, während ihm gegenüber auf dem Throne
die Königin sitzt. Beide führen Trinkschalen zum Munde.
Rechts und links stehen Diener mit Fliegenwedeln. Diese Platte
ist, von den Köpfen abgesehen, besonders gut erhalten und
zeigt, mit welcher Sorgfalt und Fertigkeit jener Künstler ar-
beitete. Man erkennt das Gewebe der königlichen Gewandung,
den Stoff der aus Bronze und Elfenbein gefertigten Möbel.
Schon aus den wenigen von uns betrachteten Werken
assyrischer Plastik läfst sich ihr Charakter erkennen: dies Volk
hat einen empfänglichen Sinn für die Natur, wie besonders die
Tierbilder unwiderleglich beweisen; es kann genau wahrnehmen
und das Gesehene gut nachahmen, soweit es sich nicht an her-
kömmliche Formen bindet. Dies letztere ist aber vielfach der
Fall und raubt der assyrischen Kunst den Reiz der Ursprünglich-
keit und der freien Entwickelung. Von den chaldäischen Vor-
bildern hat sich der Assyrer nicht recht los zu machen gewufst,
und die dort im Keime vorhandenen Fehler sind, wie z. B.
die grobe Behandlung der Muskeln zeigt, hier noch ausgeartet.
Aufserdem leiden die Kunstwerke der Assyrer an grofser Ein-
förmigkeit; hat man doch fast nie Frauen gebildet, während
man unermüdlich ist jagdzüge darzustellen. Zur höchsten
Kunstleistung haben sie es in der Plastik auch deshalb nicht
gebracht, weil sie dieselbe wenig oder gar nicht als selbstän-
dige Kunst betrieben, sondern sie fast ausschliefslich in den
Dienst der Architektur gestellt haben.
Über die Architektur läfst sich ein abschliefsendes Urteil
noch nicht fällen, da abgesehen von dem Stufentempel nur
Königspaläste und von diesen nur das unterste Stockwerk ge-
funden worden ist. So viel läfst sich erkennen: die Haupt-
grundform der Gebäude war das Rechteck; der Grundrifs
aber des Ganzen ist nicht einheitlich, sondern es wurde, um
eine Wirkung durch Massenhaftigkeit zu erreichen, dieselbe
Einheit, der Hof mit anschliefsenden Gemächern, beliebig oft
wiederholt. Auf Höhe verzichtete man. Die Aufsenseite der
Bauten war einförrnig. Auf gröfsere Mannigfaltigkeit in der
architektonischen Behandlung des Innern läfst sich schliefsen,
weil man nicht nur das Gewölbe, wenn auch in bescheidenem
Mafse anwandte, sondern auch den Säulenbau kannte. Es