Die chaldäisch-assyrische Kunst.
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eine, welche dem Eintretenden scheinbar entgegenkommt, an
Gröfse die äufsere überragt.
Das Stück Wand, welches zwischen beiden Portalen übrig
geblieben ist, trägt in Hochrelief einen Löwenbändiger. Der
Mann ist völlig in Vorderansicht gegeben bis auf die Füfse
und die Unterschenkel, welche seitlich gerichtet sind. Er trägt
königliches Gewand. Das kurzärmelige Hemd reicht mit
Borte und Fransen bis ans Knie. Zu Armen und Beinen,
welche gute Naturbeobachtung zeigen, steht der Kopf beson-
ders mit seiner unnatürlichen Behandlung der Haare in
schroifem Gegensatz. Auch bei dem jungen Löwen, den der
Mann mit kräftigem Arm an die Brust gedrückt hält, ist neben
der natürlichen Wiedergabe des von dem Tiere geleisteten
Widerstandes die unnatürliche Behandlung von Kopf und
Haar sehr auffällig. Die geschwungene Waffe, welche der
Mann in der Rechten hält, ist ihrer Art nach nicht sicher zu
bestimmen,
Aufser den Eingängen waren in den Prachträumen auch
die Wände unten mit Reliefs geschmückt. Und zwar waren
mehrere Reihen Reliefplatten übereinander angebracht, nur ge-
trennt durch Keilinschriften, die in der älteren Zeit auch über
die Reliefs selbst hingeführt werden. Der obere Teil der
Wände war entweder mit Stuck oder mit glasierten farbigen
Ziegeln überzogen. Den Inhalt all der figürlichen Reliefs,
die man für den Palast zu Khorsabad allein auf 1800 lau-
fende Meter zu fast 3 m Höhe berechnen, bilden das Leben
und die Thaten des Königs. So erscheint der König
inmitten seiner Hofleute im Praohtgewande, der Gott-
heit eine Libation darbringend auf Taf- 5, Fig- 1-
Feierlich schreitet König Assurnasirbal (um 880 v. Chr.) ein-
her, mit beiden Füfsen voll auftretend. Mit der Linken stützt
er sich auf den Bogen, in der hoch gehobenen Rechten hält
er die Schale, deren Inhalt er zu Ehren der Gottheit ausgiefsen
will. Ihm zur Seite steht ein Eunuch mit dem Fliegenwedel,
Der Körper des Königs erscheint bis auf die Brust und die
Augen im Profil; die Verhältnisse zeigen Gedrungenheit, die
Muskulatur ist stark entwickelt. Die Kleidung besteht zunächst
aus einem bis auf die Füfse reichenden Heinde mit kurzen
Armeln, das mit Borten und Troddeln besetzt und über den
Hüften durch einen Gürtel zusainmengefafst ist, von dem eine
lange Quaste herabhängt. Darüber trägt er den königlichen
Mantel, und zwar hier einen solcheli, der die ganze linke Seite
unbedeckt läfst. Besetzt ist dieser mit Fransen. Von der linken
Schulter nach der rechten Hüfte hin läuft eine prächtige
Schärpe mit langen Fransen. Als Kopfbedeckung trägt er