Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

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Die chaldäisch-assyrische Kunst. 
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Sind, beweisen, dafs die chaldäischen Künstler es in der Folge- 
zeit zu noch grösserer Vollkommenheit gebracht haben, noch 
andere zeigen aber auch den darauf hereinbrechenden Verfall. 
Hierher gehört Taf. 4, Fig. 3, ein Kopf aus Tello, der 
einer Zeit entstammt, da Chaldäa seine Selbständigkeit ein- 
gebüfst hatte und unter fremder Herrschaft stand. Der Kopf 
ist aufs roheste aus Kalkstein gearbeitet. Aber das ist andre 
Rohheit, als sie bei den Anfängen der Kunst zu beobachten 
ist. Tritt uns dort Mangel an Geschick entgegen, die Natur 
genauer wiederzugeben, so fehlt es hier an der Lust dazu. 
Der Verfertiger dieses Kopfes hatte gute Vorbilder gesehen, 
besitzt Handfertigkeit und Sicherheit. So ausgerüstet geht er 
an die Arbeit, die er ohne eigne Beobachtung der Natur und 
ohne künstlerisches Gewissen möglichst schnell vollendet. 
Ungleich jünger sind die Reste der assyrischen Kunst, 
deren ältestes Werk auf das I2. Jahrhundert zurückweist. Hier 
finden wir keine Vorstufen, kein allmähliches Werden, sondern 
als Erben der Chaldäer haben die Assyrer auch auf dem Ge- 
biete der Kunst etwas Fertiges überkommen, das S16 nachbilden. 
Auch hier sind die Reste auf dem Gebiete der Archi- 
tektur sehr dürftig, nicht weil es in jenen Ländern k6ln_ gutes 
Baumaterial gegeben hätte, sondern weil man 1n Assyrien in 
allem die Sitte der älteren Kulturstätte Babylon nachahmte. 
Ausgrabungen zu Nimrud lassen die Anlage des 1m zehnten 
Jahrhundert v. Chr. erbauten Kaiserpalastes erkennen, der 
auf König Assurnazirpal zurückgeht. Einer etwas späteren 
Zeit, nämlich dem Ausgange des achten Jahfhllndfrrß V0r 
Chr., gehört das grofsartige Bauwerk an, Von dem 11118 
Taf- 4, Fig. 4 den Grundrifs bietet. Es ist der Palast 
des Königs Sargon, aufgefunden in der Nähe des heutigen 
Dorfes Khorsabad, nördlich von den Ruinen des 1111611 
Niniveh, die sich auf dem linken Ufer des TigTiS, ungefähr 
der heutigen Stadt Mosul gegenüber, mehrere Meilen weit 
am Flusse hinziehen. Um den Palast, der nlßht S0 Sehr durch 
seine Höhe, als durch seine Ausdehnung auffällt, emporzu- 
heben über die angrenzende, ebenfalls von Sargon gegründete 
Stadt, ist erst eine I4 m hohe Terrasse aus lufttrockenen Zie- 
geln aufgeschichtet, die 344 m in dle BIENE, 314 m in die 
Länge mifst und eine Fläche von annähernd 100000 Quadrat- 
metern darstellt. (Das königliche Schlofs in Berlin ist 200 m 
lang, 117 m breit, und nimmt noch nicht den vierten Teil 
diefer Fläche ein.) Umschlossen ist diese Terrasse zum grofsen 
Teil von einer drei Meter starken Mauer, welche nach oben 
(wie bei Taf. 4, Fig. 11) mit kleinen Zinnen abschliefst und alle 
40 m durch einen Turm verstärkt ist. Gerade so ist die bei PP
	        
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