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Orients.
Die Kunst des
die mit uralten Inschriften und Flachreliefs bedeckt war. Diese
stellen teils Kampf, teils, wie unser Bild, Bestattung dar. Das
etwa 30 c hohe Bruchstück zeigt zwei Gruppen von Figuren,
links ruhig liegende, rechts emporschreitende. Die liegenden
sind Leichen, die man aber als nebeneinander gelegt zu
denken hat. Ähnlich drückte die ägyptische Kunst das Neben-
einander durch das Übereinander aus. Die Leichen sind
innerhalb der ersten Reihe so geordnet, dafs die Füfse der
einen rleben dem Kopfe der andern ruhen; von den Gestalten
der zweiten Reihe stöfst Kopf an Kopf, Fufs an Fufs von denen
der ersten. Durch eine Stufe, auf welche rechts unten die
eine Gestalt auftritt, ist dies Massengrab von dem Felde rechts
abgetrennt. Hier sehen wir geschürzte Männer mit schweren
Lasten auf dem Kopfe herbeikommen. Offenbar tragen sie
in ihren Körben Erde herzu in der Absicht den Gefallenen
einen Grabhügel aufzuschütten. Das hohe Alter dieses Bildes
verrät sich in der Rohheit der Zeichnung: die natürlich in
Vorderansicht gestellten Augen sind viel zu grofs; das Ohr
ist sehr ungenau gebildet; die Stirn geht ohne Brechung der
Linie in die stark gebogene Nase über.
Statue aus Tello. Einer spätern Zeit entstammt Taf. 4,
Fig. 2. Sie gehört einer Gruppe von acht Figuren an, welche
sich in verschiedener Gröfse und Haltung ebenfalls in Tello
fanden." Nach den Inschriften bezeichnet man sie mit dem
Namen Goudea. Leider fehlt ihnen der Kopf. Auf einem
Steinsitze erblickt man eine Figur, welche beide Hände vor
der Brust ineinander geschlagen hat. Diese Haltung der Hände
war in Assyrien auch in späterer Zeit noch üblich (Taf. 5,
Fig. 2 u. 3) und bedeutet Ehrfurcht und Huldigung, sei es einem
Fürsten oder einem Gotte gegenüber. An dem Eingange zu
einem Heiligtume hat sich Goudea in dieser ehrfurchtsvollen
Haltung darstellen lassen. Auf seinen Knieen hält er eine
Tafel, auf welcher unter anderm sich der Plan zu einer grofen
Bauanlage mit dem Meifsel eingehauen findet. Die Figur ist
mit einem Gewand bekleidet, das unter der rechten Schulter,
die es frei läfst, einige Falten schlägt, sonst aber in ziemlich
eckigen Linien nach unten fällt. Auf der ganzen Vorderseite
ist es mit Ausnahme eines Streifens mit Inschriften bedeckt,
welche durch den Charakter der Buchstaben uns das hohe
Alter des Denkmales verbürgen. Der Körper der Gestalt ist
kräftig und untersetzt, die Muskeln sind an den Gliedern stark
entwickelt. Die ganze Figur zeigt, soweit sie nicht bedeckt
ist, grosse Sicherheit in der Behandlung der Formen und-forg-
fältige Nachahmung der Natur, besonders an Händen und
Füfsen. Einige andere Werke, die nur trümmerhaft erhalten