Kap
Kunst.
Die ägyptische
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fahrt und Handel, Rechtspüege und militärische Exercitien
sind in deutlichster Weise veranschaulicht. Hoffte man doch,
dal's den Abgeschiedenen durch diesen Abglanz des wirklichen
Lebens ihr schattenhaftes Dasein verschönert werde.
Anderer Natur nach Inhalt und Darstellungsweise ist das
folgende Bild (Taf. 2, Fig. 11), das aus Theben stammt. Wir
erblicken eine Menschengestalt zwischen zwei Göttern, angeb-
lich Ramses III. zwischen Thot (Taati) und Horus. Es
ist also ein Bild religiösen Inhaltes und unterscheidet sich
von den bisher besprochenen, die ihren Stoff den kriegerischen
und friedlichen Thaten der Könige entnahmen, durch gröfsere
Ruhe. Rein mythologische Vorgänge scheinen nie Gegenstand
der Bildnerei gewesen zu sein, wohl aber erscheinen die Götter
oft, wie hier, eingreifend in das Leben der Fürsten, Thot und
Horus erteilen dem zwischen ihnen stehenden Könige eine
Weihe, indem sie aus Kannen Kraft und Leben über ihn aus-
giefsen. T hot führt zwischen den breiten Schultern den dünnen
Hals und Kopf des Ibis mit der Haube, über Slßh die Mond-
Scheibe, Horus trägt hier auf dem Sperberkopf die Doppel-
krone ohne Uraeusschlange. Die je auf einen Erhöhung
stehenden Götter sind bekleidet, der König scheint bis auf
den Schurz nackt, trägt aber einen durchsichtigen Rock,
Kalasiris, wie er vielfach von Frauen und hochgestellten
Männern getragen wurde, der durch zwei Linien leicht ange-
deutet ist. Unter den Füssen hat er seines hohen Standes
wegen Sohlen. Der Bart, der in Ägypten dem Scherniesser
verfällt, ist der Gewohnheit gemäfs ersetzt durch einen künst-
lichen Bart; das Haupthaar ist, wie auch bei den übrigen
menschlichen Figuren, aus Reinlichkeitsrücksichten bis auf
die Haut wegrasiert und der Kopf durch eine Haube (oft
auch eine Perücke) geschützt. Uber seinem Haupte schwebt
die Sonnenscheibe mit der Schlange. Die leeren Räume
sind, wie oft, gefüllt mit Hieroglyphen, die in unendlichen
Massen an allen Flächen wiederkehren und Zumeist Lob-
Sprüche auf Fürsten oder Weiheformeln enthalten.
Teilweise geben die Hieroglyphen aber auch die nähere
Beschreibung des bildlich dargestellten Ereignisses, wie bei
Tat. 3, Fig. 1: König Ramses II. mit seinen Söhnen
erobert eine Bergfestung. Hier sehen wir in derMitte
den König auf seinem Streitwagen, der von zwei feurig an-
stürmenden Rossen gezogen wird. Die edel gebildeten Tiere
tragen allerlei Zierat, wie auch der Wagen prächtig ge-
schmückt ist. An der linken Seite kreuzen sich Bogentasche
und Köcher. Der König trägt nicht eine Krone, sondern
den Schlachthelm. Er hat eben mit der Linken den grofsen