ebenso wie der walzenartige Schaft mit Hieroglyphenschrift
und Bildwerken bedeckt sind.
Beliebter wurde die andere Art Kapitell, das glocken-
förmige, welches eine geöffnete Blume nachahmt; auch der
Blätterkranz am unteren Schaftende, der übrigens ebenso bei
den eben besprochenen Säulen vorkommt, weist auf Natur-
nachahmung hin (vgl. Taf. 2, Fig. 4). Der Schaft sitzt
teils, wie hier, rechtwinklig auf der runden Basis auf (vgl.
auch Amuntempel Taf. 1, Fig. 9), teils ist er unten etwas
eingezogen (Taf. 2, Fig. 5).
Aber auch andere Pilanzenformen benutzte man als Vor-
bild, wie der Tempel zu Edfu (Taf. 1, Fig. 5) zeigt, wo
Kapitelle verschiedener Bildung symmetrisch miteinander ab-
wechseln. Späterer Zeit erst gehören Kapitelle an, wie wir
sie in Denderah finden (s. Taf. 2, Fig_ 6), welche aus vier
Menschenköpfen mit herabfallendem breiten Kopftuche und
einem Würfel darüber bestehen, der auf allen vier Seiten die
Fagade eines Tempels zeigt. Man nennt diese Köpfe nach
der Göttin Hat-Har, deren Bild sie darstellen sollen, gewöhn-
lich Hathorköpfe.
Altertümlich dagegen ist eine Säulenforrn, welche sich
nur im Innern von Felsengräbern findet, z. B. in einem Grabe
zu Beni-Hassan (s. Taf. 2, Fig. 7). Sie ist sechzehnkantig;
die einzelnen Seiten sind gefurcht (kanelliert) und das liapitell
vertritt ein blofser quadratischer Stein. Wegen der Ahnlich-
keit mit der in der griechischen Kunst zu besprechenden
dorischen Säule, der sie nach der Ansicht einiger Kunst-
forscher. als Vorbild gedient haben soll, nennt man sie die
protodorische.
Bemalung der Gebäude. Die Schäfte bestehen bei
allen Säulen aus mehreren aufeinander gesetzten Teilen
(Trommeln); dies tritt aber nicht zu Tage, weil bei den meisten
Säulen, ebensowohl wie bei den Mauern, aufser bei edlem
Gestein, wie Basalt und Granit, niemals die natürliche Farbe
des Materials belassen ist: alles ist bunt, jede Fläche ist mit
Bildwerk oder wenigstens mit Hieroglyphen bedeckt, so dafs
die Fugen des Baumateriales unsichtbar sind. BCtraChtCH Wir
die Vorderansicht des Tempels zu. Edfu. (Taf. 1, Fig- 4-)
Die beiden Türme sind, abgesehen von einem sehr einfach
behandelten Sockel, in fünf horizontale Streifen geteilt, die
nach oben hin schmaler Werden. Der unterste, auffallend
breite Streifen trägt auf beiden Seiten in zwei sich umge-
kehrt entsprechenden Hälften denselben BilderSChmUCk. Rechts
und links von der Thür, durch Masten von einander getrennt,
stehen je zwei weibliche Figuren, welche auf dem Haupte