Kap
Kunst.
Die ägyptische
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vor seiner durch die Türken im Jahre 1822 erfolgten Zerstörung
die Taf. 2, Fig. 1 wiedergegebene Ansicht dargeboten hat.
Der kapellenartige, aus Sandstein aufgeführte Bau hat blgfs
eine Breite von 9,50 m bei I2 m Länge. Der ganze Tempel
ruht auf einem kräftigen, aus drei Schichten bestehenden
Quaderbau von 2,25 m Höhe, dem eine zwischen Wangen
beündliche Treppe von I4 Stufen vorgelegt ist. Die Vorder-
seite wird in der Mitte von zwei Säulen, an den Ecken von
vierkantigen Pfeilern getragen, sieben enger gestellte Pfeiler
gleicher Art stützen die Langseiten. Die Säulen und Pfeiler
sind, mit Ausnahme des Einganges, unten durch eine Brust-
wehr verbunden, oben läuft über dieselben ein mit Hiero-
glyphen bedeckter Architrav hin. Die Bekrönung des Baues
ist gerade so wie beim Tempel zu Edfu; Sie besteht aus
Rundstab, Hohlkehle und Platte. Innerhalb dCS Säulenum-
gangs befand sich eine viereckige, von Mauern umschlossene
Tempelcella, zu der von beiden Schmalseiten aus Eingänge
führten.
Säulenformen. Nicht unwesentlich untereinander Ver-
schieden sind die Säulen, welche wir an den ägyptischen
Tempeln gefunden haben; betrachten wir sie. näher. Man
unterscheidet bei einer Säule den Fufs (Basis), den Schaft
und den Kopf (Kapitell). Vergleichen wir nun die Säulen
in dem Tempel von Edfu (Taf. 1, Fig- 5) und die der
Tempel zu Karnak (Taf. 1, Fig. 9, 10, 11) nntefelnallder,
so fällt uns auf, dafs die Kapitellbildung an den Säulen
desselben Bauwerkes verschieden ist. Die Lust an Mannig-
faltigkeit der Kapitelle war so grofs, dafs es deren gegen
hundert verschiedene Arten giebt. Doch laSSön SlCh Sehr
viele auf zwei Hauptklassen zurückführen: a) nach oben ge-
schlossenes, Z2) nach oben geöHnetes Kapitell. Beide Arten
haben zumeist das gemein, dafs sie Pflanzen nachahmen,
nämlich im Zustand der Knospe und dem der Blüte, Die
ursprünglichste Form dieser Säule findet sich zu Beni-Hassan
in Mittelägypten (Taf. 2, Fig. 2), WO die Vlef Pflanzenstengel,
aus denen der Schaft zu bestehen scheint,_ die Bänder, welche
sie oben zusammenhalten, und die einzelnen Teile des
Knospenkapitells noch deutlich sich zeigen. Die Zahl der
Stengel erscheint verdoppelt an denSäule von Medinet-Habu
(Taf 2, Fig. 3), wo aber das Kapitel] nur noch durch auf-
gemalte Verzierungen an sein natürliches Vorbild erinnert.
Weniger noch zeigt sich diese Nachahmung an den in der
Hauptform ähnlichen Säulen im Vorhof des Tempels des
Chunsu (s. Taf. 1, Fig. 10, 11), deren glatt-rundes Kapitell