Innern, wo die für sein Auge in Nacht gehüllte Gottheit
ihren Wohnsitz hat, deren Bild nur zuweilen bei festlichen
Gelegenheiten auf einer heiligen Barke im äufseren Bezirk
in feierlichem Umzüge umhergetragen wird. Zutritt zu den
inneren Räumen haben nur die Priester und der König, als
dessen Bethaus eigentlich der Tempel zu betrachten ist; die
prunkvolle Verehrung der Götter durch das Volk findet in
den Vorhöfen und vor den Tempeln statt.
Sphinxe und Widder, (Taf. 1, Fig. 12 und 13). Von
Karnak führt eine Allee von etwa IOOO Sphinxen 2 km weit
nach Luxor. Sphinxe sind Löwenkörper mit der Brust und
dem Kopf eines Mannes, Fig. 12. Das Haupt ist umwunden
von einem Kopftuche, an dem sich vorn eine Schlange, die
sogenannte Uraeusschlange (sie ziert die Krone der Könige
s, S. 11), herausringelt. Das Kinn zeigt den bei den
Agyptern gewöhnlichen künstlichen Bart. Die Sphinxe haben
meist eine Länge von I,25-3,60 m und sind aus Stein ge-
hauen. Bestehen sie aus Granit oder Porphyr, so sind sie
glänzend poliert, ist das Material Sandstein oder Kalk, so
ist es bemalt, das Kopftuch etwa gelb oder blau, das Ge-
sicht braunrot, der Bart schwarz. Alle Sphinxe zeigen
ägyptische Gesichtsbildung, mit Ausnahme des grofsen Sphinx
(Taf. 1, Fig. 1), der das Gesicht eines Negers hat. Mit
solchen Sphinxen oder auch mit Widdersphinxen (Fig. 13)
waren die gepflasterten Strassen eingefafst, welche die Schritte
der Gläubigen den Heiligtümern zulenkten.
Obelisken. Ein anderer Schmuck, der sich in Agypten
vielfach vor Tempeleingängen findet, sind die Obelisken (vgl.
Taf. 1, Fig. 14), die immer paarweise auftreten. Es sind
viereckige Säulen aus einem Stücke, die nach oben schmaler
werden (sich verjüngen) und pyramidal abschliefsen. Wegen
ihrer spiefsartigen Gestalt nannten sie die Griechen Obelisken
(obelos : Spiefs), ägyptisch hiefsen sie Maein (Gedenk-
säule). Sie sind in der Regel aus rotem Granit (Syenit) ge-
arbeitet und ruhen auf einem Würfel von gleichem Gestein;
das obere Ende pflegt mit vergoldeter Bronze überzogen zu
sein. Auf allen Seiten sind sie mit sehr grofsen einge-
meifselten Hieroglyphen bedeckt, im übrigen aber glatt
poliert. Diese Hieroglypheninschriften verkünden gewöhnlich,
wer den zugehörigen Tempel gebaut hat.
Tempel von Elephantine. Aufser solchen Tempeln,
wie wir sie bis jetzt betrachtet haben, gab es auch kleinere
mit wesentlich verschiedener Anlage, die zu Ehren irgend
einer Ortsgottheit errichtet waren. So fanden sich auf der
Nilinsel Elephantine Uberreste eines alten Heiligtums, das