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Die ägyptische Kunst.
Dieser ist 103 m breit und 51 m tief; seine Decke wird von
134 Säulen getragen. Die Säulen der beiden mittleren Reihen
sind bei weitem stärker und I0 m höher als die übrigen;
sie sind 3,57 m dick, haben über IO m Umfang und 23 m
Höhe. Da so zwischen der flachen Bedachung über den
übrigen Säulen und den Mittelsäulen ein beträchtlicher Ab-
stand eintrat, konnte man, indem man in den verbindenden
Mauern grofse Offnungen aussparte, dem mächtigen Raume
seitlich genügende Beleuchtung zuführen. Taf. 1, Fig. 9, welche
einen Durchschnitt dieses Säulensaales darstellt, veranschau-
licht dieses ausreichend. Durch einen dritten Pylon (Fig. 8)
gelangt man auf einen schmalen Hof o, wo 2 granitene Obe-
lisken von 33 und 23 m Höhe, die auch auf Fig. 9 sicht-
bar sind, vor einem vierten Pylon stehen, durch den man in
mehrere Säulenhallen und endlich in das Allerheiligste kommt.
Die Bestimmung der bei d gelegenen und der daranstofsen-
den Gebäude ist unsicher.
Tempel des Chunsu (Chensu). (Taf. 1, Fig. 10, 11).
Südwestlich von diesen Riesenbauten findet sich ein kleiner,
aber sehr altertümlicher Tempel, der dem Mondgotte Chunsu
(Chensu) heilig war; Fig. 10 zeigt den GrundrifS und den
Längendurchschnitt desselben; er hat eine Länge von 70,
eine Breite von 20 m. Durch den Pylon tritt man in den
Vorhof, der auf drei Seiten eine doppelte Reihe von Säulen
hat; der Blick, der sich bietet, ist dargestellt in Fig. 11, die
uns auch eine Anschauung von der Überdachung der Säulen-
halle gewährt (rechts die zweite Säule von VOIH 1st bis auf
einen kleinen Rest geschwunden). Die mittleren Säulen in
der Hinterwand (vgl. Fig. 10, Grundrifs) sind weiter gestellt
und bieten so den Zugang zu der Thür des Säulensaales.
Dieser hat hier nur acht Säulen, von denen die mittleren
vier etwas stärker und höher sind als die übrigen. Hinter
ihm liegt das Sanktuarium, an das sich ein zweites Hypostyl
anschliefst. An dieses stofsen lichtlose Räume, in denen
gottesdienstliche Geräte und der Tempelschatz aufbewahrt
wurden. Fig. 10 zeigt uns, wenn wir die beiden Abbildungen
zusammenhalten, noch eine Eigentümlichkeit der ägyptischen
Tempel: indem nämlich der Fufsboden der folgenden Räume
sich hebt, die Decke sich senkt, die Wände sich näher treten,
verengen sich die Räume mehr und mehr, und werden, da un-
mittelbares Licht gar nicht oder nur spärlich eingelassen wird,
immer düsterer. So blickt das Menschenkind, sofern ihm
überhaupt bis zum Hypostyl Zugang gestattet ist, nachdem
es mit Bewunderung die Pracht der äufseren Teile erschaut
hat, aus lichten Räumen in das beklemmende Dunkel des