Metallarbeiten.
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Während die Bronzestatuetten die Leistungen der gleich-
zeitigen hohen Kunst im kleinen wiederspiegeln, läfst sich
nicht ein Gleiches behaupten von den gravierten llletall-
arbeiten, Die sogenannten etruskisehen Spiegel wenig-
stens, von denen bis jetzt über tausend gefunden worden
sind, lassen den Eintlufs der gleichzeitigen griechischen Kunst
nur wenig erkennen, trotzdem solche wahrscheinlich früher
in Griechenland als in Etrurien verfertigt wurden 46). Diese
etruskischen Spiegel (vgl. Taf, 34, Fig. 12 und 13) sind runde
Metallscheiben, die mit einem oft kunstvoll gestalteten Griff
versehen sind. Als Spiegel dient die blank gehaltene Vorder-
seite, die Rückseite ist mit eingravierten Zeichnungen versehen,
deren Inhalt, soweit es nichtVorgänge des alltäglichen Lebens
sind, meist der griechischen Mythologie entlehnt ist, wenn auch
teilweise versetzt mit etruskischen Elementen. Taf. 34, Fig.l3
zeigt in überaus anmutiger Ausführung den Dionysos, wie er
seine der Unterwelt entrissene Mutter Semele stürmisch um-
armt. Durch den Thyrsosstab ist sie als dem bacchischen
Kreis zugehörig bezeichnet. Daneben steht Apollon mit einem
Lorbeerzweig in der Linken, im Hintergrund blast ein kleiner
Satyr auf der Doppelllöte. Dionysos ist etruskisch als Phu-
phluns, Semele als Semla, Apollon als Aplu belßlChnßt.
So haben wir gesehen, wie die Begabung und der Sinn
für das Schöne, besonders bei den Griechen, sich ebenso wie
in der Pflege der hohen Kunst auch kundgethan hat in den
kleineren Erzeugnissen der schaffenden Hand. Kein zweites Volk
ist in dieser Hinsicht den Griechen an die Seite zu stellen.
Wer sie nur einigermaßen in ihrer Art verstehen will, mufs
sich in die Schöpfungen ihrer Kunst zu versenken suchen,
und wer das Wesen der Kunst begreifen lernen will, mufs
bei den Griechen in die Lehre gehen.
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