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mit dem Kopfe des Kaisers geschnitten hatte. Porträts sind
überhaupt viele geschnitten worden, doch erstreckte sich das
Gebiet, dem die Steinschneider ihren Stoff entnahmen auf
fast alles Darstellbare: Mythologie, Geschichte, poetische Er-
Endungen, gewöhnliches Leben.
Mosaik.
Farbiger Steine bedient sich (auch, freilich in ganz an-
derer Weise, die Kunst der Mosaik. Dafs Mosaikmuster ver-
wendet wurden, um Fufsböden künstlerisch zu schmücken,
haben wir Taf. 10, Fig. 5, Text S. 57 gesehen. Später be-
gnügte man sich nicht mit Ornamenten oder einfachen Fi-
guren, sondern es wurden gröfsere Scenen aus der Natur oder
der Geschichte dargestellt. Berühmt ist das niedliche Tauben-
mosaik auf dem Kapitol in Rom Taf. 33, Fig. 5, das in
der Villa Hadrians bei Tibur gefunden wurde, dessen Vorbild
aber in die alexandrinische Zeit zurückgeht. Vier Tauben
sitzen auf einem runden, hoch mit Wasser gefüllten Gefäß;
eine beugt sich hinab, um zu trinken, eine pickt sich, rück-
wärts gebogen, in den Rücken, die zwei andern schauen auf-
merksam nach verschiedenen Seiten hinaus. Das alles ist so
zierlich, Licht und Schatten sind so natürlich, dafs man den
Eintiufs des spröden Materials kaum merkt. Freilich sind
auch nicht weniger als 160 Steinstifte auf jeden Quadratzoll
verwendet.
Ungleich grofsartiger und wohl die höchste Leistung der
Mosaik überhaupt ist die in Pompeji gefundene Alexander-
schlacht('1'af. 83, Fig. G), die leider nicht ganz erhalten auf
uns gekommen ist. Es ist wahrscheinlich die Schlacht bei
Issos gemeint, nur dafs die Komposition nicht einen gewissen
geschichtlichen Moment herausgreift, sondern einen künst-
lerisch fruchtbaren Moment selbst geschaffen hat. Es ist die
Entscheidung des Kampfes zusarnmengefafst in einen Augen-
blick: Ungestüm, ohne zu bemerken, dafs ihm der Helm vom
Kopfe gefallen ist, drängt von links der makedonische Held
heran; ein prächtig gekleideter Perser hat sich ihm entgegen-
geworfen: er wird von Alexander durchbohrt, während gleich-
zeitig das Pferd rhmnnterm Leibe zusammenstürzt. Entsetzt
erblickt dies auf seinem Kriegswagen der Perserkönig und
wendet sich ganz dem Vorgange zu, seiner eigenen Gefahr
nicht achtend. Sein Wagenlenker treibt die Rosse zur Flucht
an, aber in dem Gedränge ist es nicht möglich zu entkom-
men. Angstvoll sind rechts aller Augen auf des Königs ge-
heiligte Person gerichtet, er scheint verloren: da steigt ein