232
Anhang.
den
Kleinkünste bei
Griechen und
Römern.
liche Gröfse 16x12 cm) wiedergegeben ist. Er zeigt in
fein ausgeführtem Profil wahrscheinlich die Brustbilder des
noch jugendlichen Ptolemaios I. und seiner ersten Gemahlin
Eurydike. Die Königin trägt im lockigen Haar, der junge
König, dem der Bart erst sprofst, um den Helm einen Lorbeer-
kranz; als Rüstung aber dient ihm die schuppenbedeckte
und schlangendurchwirkte Agis, Bedeutender in der
Komposition ist die sogenannte Gemma Augustea in Wien
(2IxI6 cm), Taf. 33, Fig. 3. Der Stein ist in zwei Hälften
geteilt. Oben thront Augustus als Jupiter gefafst, die Füfse
auf dem Schild, in den Händen Scepter und Lituus haltend,
die Abzeichen seiner weltlichen und priesterlichen Würde;
links zu seinen Füfsen sitzt der Adler. Zu seiner Rechten
thront in kriegerischem Schmuck, das Scepter in der Rechten
haltend, die Göttin Roma. Über ihm ist das Sternzeichen des
Steinbocks angebracht, in dem er geboren war. Die durch
eine Turmkrone ausgezeichnete Oikumene, die bewohnte Erde,
setzt ihm einen Siegeskranz aufs Haupt. Die neben ihr sicht-
bar werdenden Gottheiten Okeanos und Tellus, letztere mit
einem Füllhorn und zwei Kindern stellen den seiner Herr-
schaft unterworfenen, unter seinem Schutze gedeihenden Erd-
kreis dar, Links ist Tiberius mit dem Feldherrnstabe zu sehen,
der, zurückkehrend von seinem Siege über die Pannonier, auf
dem Triumphwagen von der Siegesgöttin herbeigeleitet wird.
Er will eben den Wagen verlassen, neben welchem Germanicus
steht, dem ein Teil des Siegesruhms gebührt. In der untern
Hälfte errichten Soldaten der verschiedenen Waffengattungen
ein Tropäum. Gefangene Barbaren sitzen traurig daneben,
andere werden mit Gewalt herbeigezogen. Ist die Erfindung
der einzelnen Figuren auch nicht originell, so ist die Kom-
position des Ganzen doch sinnreich und charakteristisch für
jeneZeit, die so gern Vorgänge der römischen Geschichte mit Ge-
stalten der griechischen Mythologie verquickt (vgLTaf. 27, Fig. 8).
Taf. 33, Fig. 4, ebenfalls der römischen Kaiserzeit ange-
hörig, behandelt einen durchaus idealen Stoff: Zeus im Kampfe
mit den Giganten. In der Linken das Scepter haltend, mit
der Rechten Blitze schleudernd kommt der Gott auf dem
Kriegswagen dahergefahren, der mit vier feurigen Rossen be-
spannt ist. Einer der schlangenfüfsigen Unholde iSf Sßhßn
der Waffe des Gottes erlegen, während der andere Sich Vor
dem Gespann niedergeworfen hat und mit der Rechten zum
Schlage ausholt, die Schlangen aber wild emporzischen. Als
Verfertiger des Steines findet sich inschriftlich links unten
angegeben Athenion. Der berühmteste Steinschneider des
Altertums war Dioskurides, der für Augustus den Siegelring