Geschnittene Steine.
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viele zu Tage gefördert, andre stammen aus Athen, Klein-
asien35) u. s. w. Sie gehören den verschiedensten Zeiten
der griechischen Kunst an_und zeigen alle Übergänge vom
Strengen zum Anmutigen; „s1e sind eine Geschichte der antiken
Plastik in Thonbildern"37). Die schönsten sind im 3. oder 4.
Jahrhundert v. Chr. entstanden. Zu ihnen gehört Taf. 33, Fig. 1,
ein hübsches Mädchen mit edelgeschnittenem Antlitz auf einem
Felsblock sitzend. Durch diesen wird sie gewissermaßen der
gemeinen Wirklichkeit entrückt. Sie ist bis auf das träumerisch
blickende Gesicht von einem weiten, feinfaltigen Himation ver-
hüllt, das auch über den Kopf gezogen ist und in mannigfach
sich kreuzendem Faltenwurfe soweit herabfällt, dafs der senk-
recht gefaltete Chiton nur wenig zu sehen ist. Über dem Köpf-
chen schwebt ein Hut. Wie zart die einzelnen Teile dieses
Figiirchens bemalt sind, verrät uns leider der Holzschnitt nicht.
Solche sitzende oder stehende Mädchen und Frauen, bis-
weilen in Gruppen von zwei, sind in reichster Niannigfaltigkeit
und grofser Anzahl erhalten; männliche Figuren sind selten.
Aufserdem findet man kleine Bilder von Göttern, besonders
aus dem Kreise der Aphrodite, des Eros und des Bacchus,
welche oft an berühmte Statuen erinnern, aber auch allerlei
kleine, teilweise humoristische Vorgänge, die dem Leben abge-
lauscht sind und uns oft mit Bräuchen der Alten bekannt
machen, über die wir aus ihren Schriften nur wenig entnehmen
könnten.
Geschnittene
Steine.
Die Steinschneidekunst ist ein uralter Kunstzsxieig. Ver-
tieft geschnittene Steine (Intaglios oder Gemmen im engern
Sinne) wurden 5011011 im Orient zum Siegeln benutzt und in
Ringen getragen, und diese Sitte fand früh in Griechenland
und dann in Rom Eingang. Später benutzte man be-
sonders erhaben geschnittene Steine (Kameen) zur Ver-
zierung nicht nur von Schmucksachen, sondern auch von
Bechern, Kandelabern und sonstigem Tafel- und Hausgerät,
Einfarbige Steine wurden meist zu Intaglios verarbeitet, solche
dagegen, wo verschiedenfarbige Schichten aufeinander lagerten,
wurden gern erhaben bearbeitet, so dal's sich womöglich das
Bild hell von einem dunkleren Hintergrunde abhob. Die grofs-
artigsten Leistungen in der Steinschneidekunst gehören der
Zeit der Luxus liebenden Diadochen (seit Ausgang des 4, jahr-
hundens v. Chr.) an, die auch die KUnSt Kameen zu schneiden
erst erfunden zu haben scheint. jener Zeit entstammt der
schöne Cameo Gonzaga, der Taf. 33, Fig. 2 verkleinert (natür-