Thongefäfse.
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durchaus freihändig hergestellt ist der Schmuck bei Taf. 7,
Fig. 5, einem Bruchstücke einer Vase aus Mykenae. Wesent-
lich verschieden ist Taf. 82, Flg. 6. Hier ist die ganze Fläche
mit teppichartigen Streifen überzogen, die neben blofs linearen
Ornamenten Tiere (anderswo auch Menschen) zeigen. Dieser
Stil heifst nach seiner Herkunft der asiatische. Der leere Raum
wird hier so gemieden, dafs, soweit nicht andere Formen den
Grund bedecken, dieser mit Punkten und Blumen, besonders
Rosetten, übersäet ist. Nur oben und unten schwindet diese
Art Schmuck, und zwar unten, um dem schon früh aufkommenden
Kranze lanzettförmiger Blätter Raum zu lassen. Von Farben
erscheinen Blafsgelb als Grundfarbe des Thones, Schwarzbraun
bei den linearen Ornamenten und dem gröfsten Teil der Fi-
guren und Violett an einigen Stellen, wo die dargestellten
Figuren in Natur eine besondre Färbung zu haben pflegen.
Während in dieser Periode auf die Gliederung der Gefäfs-
form bei der Dekoration keine Rücksicht genommen wurde,
geschah dies in der folgenden, in der meist schwarze Figuren
auf rötlichem Grunde gemalt wurden. Der Blätterkranz oberhalb
des Fufses ist zur Regel geworden. Es erscheinen auch in
dieser Periode noch Tierreihen, wie bei Fig. 6, aber seltner.
Gewöhnlich ist das Gefäfs unten und am Halse mit linearen
Ornamenten geschmückt (F ig. 8), während der ausgebauchte
Teil für gröfsere Bilder mit menschlichen Figuren ausgespart
ist. Unmittelbar unter diesen Bildern ist oft eine grofse,
schwarzglänzende Fläche (Fig. 9). Die schwarzaufgetragenen
Figuren heben sich von dem kräftig rotgelben Grunde wie
Silhouetten ab. Innerhalb derselben ist zur Gliederung gele-
gentlich auch Weifs und Dunkelrot verwandt. Der Schein
grofser Festigkeit, den die schwarze Grundfarbe verleiht, wird
noch gesteigert, wenn, wie bei Fig. 19, nur ein beschränkter
Raum für Bilderschmuck ausgespart ist. Die Trinkschalen
sind häufig mit grofsen Augenpaaren verziert (Fig. 11 und 12),
die vielleicht den bösen Blick abwenden sollen; neben ihnen
erscheint zuweilen auch noch figürlicher Schmuck.
Manche Gefäfse haben einen gelblichweifsen Farben-
überzug, auf den der übrige Schmuck aufgetragen ist, Eine
besondre Gattung dieser Art sind die reizvollen weifsen Leky-
thoi (Fig. 23) der attischen Gräber, deren Bilderschmuck in
der Regel Ausstellung des Leichnams, Grablegung, Charon im
Nachen, Gräberdienst zeigt. Sie scheinen erst im fünften Jahr-
hundert üblich geworden zu sein und damals den plastischen
Schmuck der Gräber verdrängt zu haben 36),
Mit dem Beginn des fünften Jahrhunderts v. Chr. hebt
im allgemeinen eine neue Periode der Vasenmalerei an: man