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III.
Die
Kunst
den Römern.
bei
Säulen (auf dem Grundrifs aus Versehen nur zwei), die den
Zugang bilden zu den nach Südost gelegenen Räumen; eine
'l'hür im Hintergrunde bietet den Durchblick nach dem auf
dem Grundrifs mit A bezeichneten Saale. Auf den Langseiten
des Saales B in der Mitte stehen unter gewölbten Querschiffen
Springbrunnen mit kostbaren Wasserschalen. Aufserdem be-
finden sich an jeder Längswand zwei tiefe Nischen mit Wasser-
bassins, welche von dem Mittelraume durch eine Säulenstellung
und ein Metallgitter abgeschlossen sind. Dafs die architekto-
nische Rekonstruktion dieses Saales sich von der einstigen
Wirklichkeit nicht zu weit entfernt, dafür bürgen uns die er-
haltenen riesigen Reste der Caracallathermen. Nur denke man
sich hinzu, dafs alles teilweise aus edlem Gestein hergestellt,
teils prächtig bemalt War, dafs endlich an geeigneten Stellen
zahlreiche bedeutende Werke der Skulptur angebracht waren.
Hat man doch in diesen Ruinen den farnesischen Stier, den
farnesischen Herkules und mehr als hundert andere Statuen
gefunden.
Um die Bedeutung des Kreuzgewölbes anschaulicher zu
machen, fügen wir (Taf. 31, Fig. 4) einen Teil der Basiliea des
Kaisers Constantinus hinzu. Man denke sich zwei Tonnen-
gewölbe, die man rechtwinklig so ineinander schiebt, dafs sie
sich durchkreuzen. Da, wo der Raum doppelt überspannt sein
würde, werden aus beiden Gewölben die mittleren Stücke weg-
genommen. Da entstehen vier Kanten, welche von dem obersten
Kreuzungspunkt nach unten laufen, die sogenannten Gewölbe-
gräten. Die durch sie getrennten vier Bogendreiecke, welche
von den zwei Tonnengewölben übrig geblieben sind, heifsen
Kappen. Diese ruhen blofs auf untergesetzten Säulen. Es ist
also keine Wand mehr nötig, welche den Raum einengt, son-
dern Flächen beliebiger Ausdehnung können überspannt wer-
den. Welch grofsartigen Eindruck das macht, zeigt Taf. 31,
Fig. 4. Das Kreuzgewölbe und das vom Pantheon her be-
kannte Kuppelgewölbe drücken besonders der römischen
Architektur ihren eigenartigen Charakter auf.
Pamülischer Sarkophag. Die folgende Figur, ("l'af.31,
Fig. 7) zeigt eine grofse Reliefkomposition von einem Sarko-
P1138 , Welcher nach seinem früheren Aufbewahrungsort der
pamülische genannt wird, jetzt sich aber in der Sammlung
des Kapitels befindet. Hatte man auch während der Glanzzeit
Roms mCiSt die Leichen verbrannt, so war doch die alte Sitte
des Begrabens (vgl. Sarkophag des Scipio, S. 183) nie ganz
abgekommen, und seit Ausgang des ersten Jahrhunderts n. Chr.
kam sie wieder mehr und mehr in Gebrauch. Die Leichen
wurden beigesetzt in einfacheren oder kostbareren Sarkophagen,