Kap
Die
Kunst unter den übrigen römischen Kaiser:
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Eine der grofsartigsten Bauanlagen der späteren Kaiserzeit
ist der Palast des Kaisers Dioeletianus zu .Spalato, dem jetzi-
gen Spalatro in Dalmatien, den er sich errichten liefs, als er
sich imjahre 305 n. Chr. roh der Regierung zurückzog. Diese
riesige, einem festen römischen Lager ähnliche Gebäudeanlage
ist 216 rn lang, 179 m breit, bedeckt also einen Raum etwa
von der Ausdehnung des Lustgartens in Berlin, vom Schlofs
bis zum Museum und vom Dom bis zum Wasser gerechnet.
An jeder Ecke war ein mächtiger Turm von I2 Quadrat-
meter Grundlläche. Vier von der Mitte des Ganzen recht-
winklig ausgehende Strafsen (vgl. den Grundrifs Taf. 30,
Fig. 5) teilen es in vier gleiche Teile und endigen in grofse,
durch je zwei Türme gedeckte Thore, mit Ausnahme der dem
Hafen zugewandten Südseite, wo sich eine Kolonnade (Säulen-
halle) von fünfzig dorischen Säulen gegen das Meer öffnet.
Gehen wir von der Nordseite, wo der Haupteingang, „die
goldene Pforte", sich befindet, in der von Arkaden (Bogen-
hallen) umsäumten, mit grofsen Platten belegten Strafse bis
über den Punkt hinaus, wo die Querstraße sie kreuzt, so er-
blicken wir vor uns die Strafse abgeschlossen durch einen
Kuppelbau von I2 m Durchmesser, der den Eingang zu den
kaiserlichen Wohn- und Festräumen bildete, die linke Seite
aber bietet uns etwa den Anblick dar, wie ihn Taf. 30, Fig. 6
wiedergiebt. An der Strafse sehen wir die Arkaden, die
allerdings jetzt teilweise verbaut sind; weiter zurück erhebt sich
ein achteckiger, turniartiger Bau, der in halber Höhe von 24
korinthischen monolithen Säulen umgebene sogenannte ju-
pitertempe133), dessen Grundriss Taf. 30, Fig. 7 zeigt. Eine
mächtige, bis gegen drei Meter starke, nach aufsen achteckige
Mauer umschliefst einen kreisrunden Raum von 13,5 in Durch-
messer bei 21,5 in Höhe. Das Innere ist wie das Pantheon
durch Nischen und Säulenstellungen gegliedert und auch sonst
wie dieses geschmückt und durch eine, freilich nicht offene,
Kuppel nach oben abgeschlossen. Rechts steht ein hoher
Glockenturm, der erst in der Zeit vom 13.-45. jahrh. hinzuge-
fügt worden ist, als man den Tempel in einen christlichen Dom
verwandelte. Uns interessieren aufser der Grofsartigkeit der
Gesamtanlage besonders die Säulen der Arkaden, weil sie uns
etwas durchaus Neues zeigen. Bei allen bis jetzt erwähnten
Bauwerken trat die Säule niemals unmittelbar mit dem Bogen
in Verbindung, sondern sie trug immer blofs, wenn auch m11-
scheinbar, über sich das wagerechte Gebälk oder ein Stück
desselben. Hier aber finden wir unmittelbare Verbindung
von Säule und Bogen. Auf dem Säulenkapitell sitzt der
Bogen auf und trägt über sich das in die Höhe gerückte Ge-