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III.
bei
Die Kunst
den
Körnern.
einander hätten verbunden werden können, so liefs man das
Gebälk über der Wand hinlaufen, an den Stellen aber, wo
freistehende Säulen vor derselben angebracht sind, beünden
sich in der Wand Pilaster, über denen das Gebälk nicht nur hin-
läuft, sondern von denen es auch in seiner ganzen Höhe und in
der Breite der Säule vorspringt auf das Kapitell der Säule,
S0 dafs also ein würfelartiges Gebälkstück entsteht; die dar-
über befindlichen Gebäudeteile machen an der entsprechenden
Stelle denselben Vorsprung. Man nennt das Verkröpfung.
Diese findet sich am Konstantinsbogen. Das Gebälk desselben
zeigt ein aufserordentlich reiches, von Konsolen (s. S. 191)
getragenes Gesims, über dem sich die mächtige Attika erhebt.
Dieselbe ist durch senkrechte, vorstehende Streifen (Lisenen
gegliedert, die sich über den Stellen der Verkröpfung befinden
und vor sich freistehende Figuren haben. Die Zwickel neben
den Thoröffnungen, die Felder über den kleinen Thoren so-
wohl unten wie in der Attika sind reich mit Reliefs, mehr-
fach in Medaillonform, verziert, die grofsenteils einem damals
zerstörten Bogen des Trajan entnommen sind.
Porta nigra in Trier. (Taf. 30, Fig. Dieses Bau-
werk läfst zwar keinen Fortschritt in der Architektur erkennen,
ist aber für uns interessant, einmal, weil es eines der hervor-
ragendsten Denkmäler römischer Baukunst auf deutschem
Boden ist, dann, weil es gewissermafsen eine Probe des römi-
schen Befestigungsbaus ist. Das ganze, 36 m lange, in der
Mitte I6 m tiefe Gebäude ist aus ungeheueren graurötlichen
Sandsteinblöcken ohne Mörtel, blofs mit eisernen Klammern,
zusammengefügt. Es besteht aus einem dreistöckigen Mittel-
bau und zwei turmartigen, vierstöckigen Seitenteilen, die etwas
vorspringen. Das oberste Stockwerk des einen ist ver-
schwunden. Das unterste Geschofs des Mittelbaues bilden
zwei mächtige, 7 rn hohe gewölbte Thore; die Türme haben
unten nach vorn keine Offnung. Die übrigen Stockwerke zeigen
in der Mitte je sechs gewölbte Fenster, die Türme in der
Vorderansicht je fünf. Vor diesen von Gewölben getragenen
Bau ist ein Netzwerk von einfachen, derben Halbsäulen ge-
stellt, welche äufserlich Thore und Fenster trennen und be-
grenzen und auch im ersten Stockwerke der Türme, das der
Olfnungen entbehrt, sich unter den entsprechenden Halbsäulen
des Oberbaues befinden. Eigentümlich ist, dafs in dem über
den ThOIWeg hinlaufenden Gebälk, Welches doch im wesent-
lichen aus horizontalen Balken gebildet sein sollte, ganz offen
die Fugen des Gewölbebaues zu Tage treten. Wann
dies Thor erbaut worden ist, steht nicht ganz fest, wieder
völlig blofsgelegt wurde es im ]ahre 1876.