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III.
Römern.
Die Kunst bei den
stehende junge Mädchen empor, welches aus einer Schale
Wasser in das Becken giefst. Was die dritte Figur im Hinter-
grunde herzuträgt, läfst sich nicht sagen. Die Scene rechts
endlich scheint vor dem Hause der Braut zu spielen. Hier
steht ein tragbarer Altar, umgeben von drei schön gekleideten
Mädchen, vielleicht Freundinnen der Braut, deren eine zu
opfern scheint, während die beiden andern zur Zither den
Brautgesang anheben.
Odysseelandschaft. Eine historische Landschaft bietet
uns Taf. 29, Fig. 5. Auf dem esquilinischen Hügel zu Rom
wurden in den Jahren 1848-1850 mehrere Gemälde ausge-
graben, welche Scenen aus der Odyssee darstellen. Sie bildeten
ursprünglich eine Art Fries, der an dem unteren Teil eines
gröfseren Raumes entlang lief und durch gemalte rote Pilaster
in mehrere Einzel- und Doppelbilder gegliedert war. Ihre
Entstehung fällt vermutlich in die erste Kaiserzeit. Unser
daher entnommenes Doppelbild zeigt ein kolossales, düsteres
Felsenthor. Links davon ist das weite Meer, auf dem ein
hohes Schiff mit geblähtem Segel den Odysseus heranführt.
Durch die Öffnung des Thores fällt ein breiter Lichtstreifen
in das Dunkel der rechten Seite. Wir brauchen die unleser-
lichen Inschriften über den Köpfen der Figuren nicht, um
zu erkennen, dafs hier der Besuch des Odysseus im Schatten-
reiche dargestellt ist. Zwei Gefährten von ihm sind noch mit
dem Opfertiere beschäftigt. Er selbst steht, indem er das
linke Bein auf eine Erhöhung stützt, etwas vorgebeugt da,
bereit, die Schatten zu befragen, die teils halb neugierig, halb
scheu ihn umstehen, teils umhersitzen oder in nebelhafter
Ferne umherwandern. Mächtiges Schilf wachst aus dem zer-
rissenen Geklüft hervor. In dem Wasser rechts im Vorder-
grunde, das wohl einen der unterweltlichen Flüsse darstellt,
spiegelt sich das durch das Thor grell hereinfallende Licht,
von dem sich die Umgebung um so düsterer abhebt. Da
solche Gemälde, in denen sich anmutige Figuren, geschickte
Gruppierung, beabsichtigte Wirkungen von Licht und Schatten
finden, nicht von Künstlern ersten Ranges, sondern von
Kunsthandwerkern herrühren, so dürfen wir zugestehen, dafs
dlf? römische Malerei, die ebenfalls ein Nachklang der
grrechischen ist, eine hohe Stufe der Vollendung erreicht
haben mufg,
Ein Erzeugnis des zweitenjahrhtinderts n. Chr. iSllCliö Taf. 29,
Flg. 6 abgebildete Trajansäule. Bei den Triumphen pflegten
auf Wagengerüsten nicht nur die Spolien der glücklich ge-
führten Kriege, sondern auch Darstellungen der hervor-
ragendsten Ereignisse in Abbildungen dem staunenden Volke