Kap.
unter
ie Kunst
den
Kaisern.
römischen
übrigen
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der Anblick der meist von unten nach oben immer heller und
lichter gemalten Gebilde ist ein anmutiger und täuscht den
Bewohner über die Enge der Räume durch die scheinbar
nach allen Seiten sich öffnenden Wände. Doch wurden viel-
fach auch Bilder als Wandschmuck angebracht, die wirklichen
Kunstwerken der Malerei naher kamen: grofse Landschaften,
die manchmal ganze Wände bedecken, jagdstücke mit wilden
Tieren, mythologische Scenen, Bilder aus dem Leben. Der
allzugrofsen Phantasterei in Behandlung der Wände Scheint
der feinere Geschmack zu Augustus' Zeit ein Ziel gesetzt zu
haben, wo man die Architekturen durch blofse Ornament-
streifen ersetzte und die Wände sonst als ebene Flächen fafste,
die man mit reichem Schmuck aller Art, besonders aber mit
besseren Gemälden bedeckteis).
S0 erblicken wir ein schönes Bild unter Taf. 30, Fig, 1,
welches eine hochzeitliche Scene darstellt. Es wurde 1606 in
Rom gefunden und heifst nach seinem ersten Besitzer die
aldobrandinische Hochzeit. Das zehn Personen umfassende
Bild zerfällt in drei Scenen, die durch zwei Pfeiler einiger-
mafsen geschieden werden. Betrachten wir zunächst die
mittlere, die Hauptscene, welche von vier Personen gebildet
wird, während die beiden Seitengruppen aus je drei bestehen.
In dem Frauengemache sitzen auf. einem schwellenden Lager
zierlichster Art zwei Frauen, die verschleierte und von Kopf
bis zum Fufs in weifse Gewänder gehüllte Braut in halb zurück-
gelehnter Stellung und neben ihr ein bekränztes, halb ent-
blöfstes jugendliches Weib, eine Fürsprecherin des Bräutigams.
Vertraulich hat sie den linken Arm um den Nacken der Braut
gelegt, während sie mit der Rechten ihren überredenden
Worten Nachdruck verleiht. Rechts davon sitzt, mit dem
Rücken teilweise an die Bettstelle gelehnt, auf einer steinernen
Platte, welche die Schwelle des Gemachs bedeuten soll, der
wenig bekleidete, mit Epheulaub bekränzte Bräutigam, voller
Erwartung lauschend und bereit in das Innere des Gemachs
in die Arme der ersehnten Braut zu eilen. Links lehnt sich
anmutig auf eine Säule eine dritte, halbentblöfste weibliche
Gestalt; sie träufelt Salböl in eine Muschelschale, um die
Braut nach dem Bade mit dem (luftigen Inhalte zu salben.
Das Bad aber, welches die Braut vor dem Verlassen des elter-
lichen Hauses zu nehmen pflegte, wird auf dem linken Flügel
des Bildes zubereitet. Auf einer von einem Säulengtumpf
getragenen Tischplatte 1st ein Wasserbecken; rechts steht eine
matronale, reich bekleidete Gestalt, welche wie prüfend die
Finger der rechten Hand ins Wasser taucht; in der Linken
hält sie einen Fächer. Zu dieser blickt fragend das links
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