Kunst unter den
Die
Kaisern.
römischen
übrigen
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hängender Mauerring bildet, der blofs von viereckigen Fena
stern durchbrochen wird. Mit diesem Rundbogenbau sind,
ähnlich wie bei dem Marcellustheater, Elemente des Säulen-
baues in Verbindung gesetzt, in der Weise, dafs das untere
Stockwerk auch hier dorische Halbsäulen zeigt, aber mit Basen,
das zweite ionische, das dritte korinthische, diese beiden mit
Postamenten. Der das vierte Stockwerk bildende Mauerring
ist durch ebenfalls auf Postamente gestellte korinthische Pilas-
ter gegliedert, über welchen endlich einfache Konsolen das
kräftig hervortretende abschliefsende Gesims tragen. Die je
drei zwischen je zwei Pilastern hervorkragenden Steine sind
nicht Zierglieder, sondern dienten als Unterlage für Mastbäume,
an deren Spitzen die gegen die Witterung schützenden riesi-
gen Decken befestigt wurden (S. F ig. 3). Über diesen Kragsteinen
sind im oberen Mauerrand Offnungen angebracht, durch welche
die Mastbäume eingelassen wurden. In den Bögen des zweiten
und dritten Stockwerkes hat man sich zur Vervollständigung
des Schmuckes noch Statuen und zwischen den Pilastern des
vierten Stockwerkes an den fensterlosen Wandteilen Relief-
schilder befestigt zu denken. Trotz seiner kolossalen __Gröfse
wirkt das Amphitheater nicht massig. Die je achtzig Olfnun-
gen der Stockwerke gliedern und entlasten die Massen, die
Ornamentik erleichtert sie, ohne sich so vorzudrängen, dafs
Einzelheiten den gewaltigen Eindruck abschwächten. Man hat
mit Recht vermieden, die so oft sich wiederholenden dekora-
tiven Teile durch Häufung von Ziergliedern oder durch be-
sonders feine Ausarbeitung hervorzuheben. Wie die Wirkung
des Baues grofsartig und schön ist, so war derselbe auch
durchaus praktisch, da er 87000 Menschen gute Sitzplätze
bot und Zutritt und Austritt in leichtester Weise gestattete.
Das flavische Amphitheater wurde der Bau genannt, weil er
vom Kaiser T. F lavius Vespasianus errichtet, von seinem Sohne,
Kaiser Titus, geweiht worden war. Der Name Colosseum
stammt erst aus späterer Zeit.
Taf. 28, Fig. 5 bringt uns eine Abbildung des sogenann-
ten Titusbogens. Es war in Rom Sitte, bei Triumphfeier-
lichkeiten die Wege und Platze, welche der Festzug durch-
schritt, mit allerlei Verzierungen zu schmücken, die womöglich
Bezug auf das Fest hatten. So wurden insbesondere auch
Bögen über die Strafse gebaut, die man in der Kaiserzeit zur
Erinnerung an die Feierlichkeit öfters später in festem, kostbarem
Material ausführen liefs. Solch ein Bauwerk ist der zu Ehren
des Titus im jahr 81 n. Chr. an der zum Forum führenden
Sacra Via errichtete 'l"riumphbogen. Er sollte an die Besie-
gung der Juden und die Zerstörung jerusalems erinnern. Leider