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IlI.
Die
Kunst bei
den
imern.
Kugel, ein Sinnbild der Weltherrschaft (Reichsapfel). Auf der
Basis befinden sich allerlei Trophäen des Land- und Seekrie-
ges: Helme, Schilder, Schwerter, Schiffsschnäbel, Anker u. s.w.
Ohne alles äufsere Beiwerk ist c, die Büste des Caligula
im Louvre (Kaiser 37-41 n.Chr.). Er istsehr jugendlich darge-
stellt. da er ja schon in seinem 29. Lebensjahre starb. Der Ge-
schichtsschreiber Sueton weifs von ihm mitzuteilen, dafs er grofs,
bleich und schlank war, tiefliegende Augen und Schlafe, eine
breite und düstere Stirn und, besonders auf dem Scheitel, spär-
liche Haare hatte. Alle diese Porträts sind, wiewohl sie zum Teil
idealisierendes Nebenwerk enthalten, doch durchaus realistisch.
Das gröfste Bauwerk der ganzen römischen Kaiserzeit ist
das flavische Amphitheater zu Rom, bekannt unter dem
Namen Colosseum. Der Grundrifs desselben (Taf. 28, Fig. 2)
zeigt uns (auf der rechten Hälfte) mehrere konzentrische Mauer-
ringe, welche einen ebenen, elliptisch angelegten Platz um-
schliefsen. Dieser Platz ist die sogenannte Arena, in welcher
zur Belustigung des Volkes blutige Schauspiele aller Art statt-
fanden. Löwen, Elefanten und andere wilde Tiere wurden
im Kampfe unter sich und mit Menschen vorgeführt. Die
Arena war durch Bretter gebildet, welche auf Mauern ruhten;
denn unten befanden sich die Kätige für die wilden Tiere,
sowie die Versenkungsanstalten. ja, man setzte wohl auch die
Arena unter Wasser, um auch Krokodile, Nilpferde, Robben
im Kampfe etwa mit Bären zu zeigen. Die linke Seite des
Grundrisses zusammengehalten mit Taf. 28, Fig. 3 läfst er-
kennen, wie der Zuschauerraum eingerichtet war. Die einzel-
nen Mauerringe hatten eine verschiedene Höhe, so dafs man
eine grofse Anzahl sich übereinander erhebender Sitzreihen
anbringen konnte, deren Abschlufs nach oben ein Kranz ko-
rinthischer Säulen bildete. Unter den Sitzreihen sind zahllose
gewölbte Gange und Treppen, welche die verschiedenen Teile
des gewaltigen Gebäudes unter sich und mit den ringsum be-
tindlichen Thoren in Verbindung setzten, und die für ein
Theater so wichtige Möglichkeit einer raschen Entleerung
boten. Ausführbar war solch ein Riesenwerk, das eine Länge
von 185 m, eine Breite von 156 m, eine Höhe von 48 V2 m
hatte, blofs durch ausgiebige Verwendung des Gewölbes; doch
hatte man zur Erhöhung des Eindrucks vielfach Glieder des
Saulenbaus als Schmuck angebracht. Selbst an den von aufsen
nicht sichtbaren Stellen fehlt das dekorative Element nicht
ganz- Am schönsten wurde natürlich der äufsere, in Traver-
tin gebaute, NIauerring ausgestattet, der aus vier Stockwerken
bestand. Die drei unteren (s. Taf. 28, Fig. 4) ruhen auf
weiten Bögen, während das oberste ein einfacher zusammen-