Kap
Kaiser
Kunst unter
Die
Augustus.
bequemer Haltung; die Füfse sind leicht vorgestreckt und
gekreuzt, den Leib umhüllt ein feinfaltiges Gewand, das teil-
weise von einem Mantel in flacheren Falten verdeckt ist, Der
Oberleib erhält, indem sie den linken Arm über die Lehne
des Stuhles zurücklegt, eine Wendung zur Linken, der rechte
Arm ruht in ungesuchter Weise auf dem Schofse. Das fein-
geschnittene Gesicht blickt mit hoheitsvoller Sicherheit etwas
nach oben und ist von einfachem Haarschmuck umrahmt.
Hat dieses Porträt auch Anspruch auf Ähnlichkeit, so ist doch
die Haltung nicht Erfindung eines gleichzeitigen Künstlers,
sondern Nachahmung eines früheren Vorbildes 25).
Uber Porträtstatuen. Auch sonst sind viele Porträt-
statuen, besonders aus der Kaiserfamilie, erhalten, die fast alle
eine grofse Genauigkeit in der Wiedergabe der individuellen
Gesichtszüge gemein haben, wenn sie auch teilweise etwas
idealisiert sind. In der Behandlung der Gewandung, auf die
selten so viel Kunst wie bei dem besprochenen Augustus ver-
wandt ist, haben die Statuen grofse Ähnlichkeit. Es giebt ge-
wisse Schablonen, nach denen die Männer sowohl wie die
Frauen dargestellt werden. Sämtliche Portratstatuen zerfallen
in ikonis ch e, die eine der Wirklichkeit entsprechende Haltung
genau wiedergeben, und idealistische, welche die Person aus
der Sphäre gemeiner Menschlichkeit hinausheben. Die ikoni-
schen zeigen den Fürsten entweder im Friedensgewand (to-
gatae) oder in der Rüstung (thoracatae). Eine der letzteren
Art ist der Augustus im Vatikan, der blofs durch den Mangel
der Fufsbekleidung etwas aus der Wirklichkeit hinausgehoben
ist. Die idealistischen Statuen zeigten die Personen entweder
als Heroen, also nackt (wie Agrippa), dann nannte man sie
nach dem einen der Haupthelden: Achilleae, oder als Götter
thronend. Ebenso wie bei den Kaiserbildern unterscheidet
man ikonische und idealistische Behandlung bei sämtlichen
andern Porträtstatuen.
Rückblick. Das Porträt ist die einzige Gattung der
statuarischen Plastik, in der die römische Kunst dieser Zeit
geradezu Bedeutendes geleistet hat. Der Zug zum Individuellen
war uns schon in der altitalischen Kunst entgegengetreten, durch
den hellenischen Einflufs war er wesentlich geläutert worden,
so dafs zur Wahrheit die Schönheit hinzutrat. Schön aber,
oder wenigstens glatt zu arbeiten verstanden die Künstler der
damaligen Zeit vollauf; ja man beherrschte bls zu einem ge-
wissen Grade alle Stile der Kunst, freilich nicht gerade zu
deren Vorteile. Als Wirkung nämlich der grofsartigen Kunst-
räubereien, welche die römischen Feldherren überall vollführt
hatten, war, weniger infolge von erwachtem Kunstverständnis