Die
Kunst des Orients.
Pyramidenfeldern deren nicht weniger als 29, 49 und I 14 zählt.
Sind aber diese, einer späteren Zeit angehörigen, nur klein,
so dafs die gröfste nicht über 25 m hoch ist, so haben einige
der Pyramiden um Memphis eine gewaltige Höhe. Die mäch-
tigsten sind die drei bei Gizeh, von denen die des Chufu
(Cheops) in senkrechter Höhe ursprünglich fast 145 m und
an jeder Seite der Basis 238 m, die des Chafra (Chephren)
135 m und 220 m, die dritte endlich, die des Menkera
(Mencheres, Mykerinos), 66 und 105 In mifst. Die Pyramide
des Cheops war also höher als selbst der Stephansdom in
Wien und die Nikolaikirche in Hamburg; nur die Türme des
Kölner Domes überragen sie noch um 15 m; ihr Umfang
aber ist derartig, dafs man die Peterskirche in Rom, den ge-
waltigsten Kirchenbau der Christenheit, hineinstellen könnte,
ohne dafs sie irgendwo hervorsähe; ihr Inhalt beträgt über
zwei und eine halbe Million Kubikmeter.
Pyramidendurchschnitt. (Taf. 1, Fig. 2.) So ver-
schlossen solch ein Steinbau auch aussieht, so birgt er unter
seinem Granitmantel doch Zugänge, wie Fig. 2 zeigt, die uns
in einer Durchschnittszeichnung den Innenbau der Pyramide
des Cheops veranschaulicht. An der Nordostseite in einer
Höhe von etwa I 3 m hat sich der Eingang a gefunden, von
dem aus in starker Neigung ein nur I m hoher Schacht Zu
einer 33 m, tief unter der Sohle der Pyramide befindlichen
Felskammer b führt, in der sich ein Sarkophag befand. Von
diesem Schachte aus führen zwei andere aufwärts in den Kern
der Pyramide", der eine, c, etwa von der Fläche des natür-
liehen Bodens aus, der andere, d, aus gröfserer Tiefe. An
der Stelle, wo sie sich treHen, beginnt ein horizontaler Gang,
der nach einer beinahe unter der Spitze, also in der Axe der
Pyramide gelegenen Kammer e, der sogenannten Königin-
kammer, hinführt. Folgt man der aufsteigenden Richtung
der vorher erwähnten Gange, so gelangt man in die nicht
ganz senkrecht über der Königinkammer in der Mitte deS
ganzen Baues gelegene Königskarnmer f, von der aus Zjlvei
Luftschachte g schräg nach oben führen. Vor der Königs-
kammer befindet sich eine ansehnliche, schön verkleidete
Halle, ndie grofse Galeriea, von 9 m Höhe; die Höhe der
übrigen Gange bewegt sich zwischen 0,48 m und 1,10 m,
denn der Zugang zu den Gräbern sollte möglichst erschwert
werden, um die Mumien vor Entweihung zu schützen. Nach
Beisetzung der Leichen waren die Grabkammern und die
Gänge mit grofsen Steinblöcken gesperrt worden. Zur Ab-
haltung der Totenopfer war an der Ostseite in der Regel
eine freistehende Kapelle errichtet.