Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

Kap. 
Die Kunst 
unter Kaiser 
Augustus. 
199 
Diana in ebenfalls karmesinfarbenem Gewande, mit Köcher 
und Fackel und von einem braunroten Hirsch getragen. In 
der Mitte steht aufrecht eine kriegerische Gestalt, in blau und 
rot gefärbtem Hamisch, karmesinroter Tunika, Purpurmantel 
und blauem Helm, neben ihr ein Wolf. Man deutet die Ge- 
stalt auf einen römischen Feldherrn, ja auf Augustus selbst 23), 
Mit der Linken fafst sie das unter der Schulter gehaltene 
Schwert, die Rechte wendet sie nach einem bärtigen Krieger. 
Dieser, ein Parther, mit Bogen und Köcher an der Seite, be- 
kleidet mit karmesinroter Tunika und blauen Hosen, hält mit 
beiden Händen ein römisches Feldzeichen mit blau gemalten 
lnsignien in die Höhe. Rechts und links von dieser Gruppe, 
über Apollo und Diana, sitzt je eine Gestalt mit dem Aus- 
drucke tiefster Niedergeschlagenheit und Trauer. Der Barbar 
rechts ist an seinen rotblonden Locken und an seiner in der 
Rechten gehaltenen Kriegstrompete, die in einen Drachen 
ausgeht, als ein Kelte zu erkennen. In der Linken hält er 
eine leere Schwertscheide, neben ihm liegt ein mit einem Eber 
geschmücktes, aber zerbrochenes Feldzeichen; sein Mantel ist 
purpurfarben. Der Mann links ist ebenfalls blondgelockt; er 
ist mit einem blauen Mantel, mit einer Armeltunika, engan- 
schliefsenden Hosen und Stiefeln bekleidet; er hat die Beine über- 
einander geschlagen und starrt herab auf das abgenommene 
Schwert in seinen Händen. Er mag auch ein Kelte sein, oder 
vielleicht ein Germane; denn diese beiden Völker schienen 
den Römern wenig verschieden. So ist also in dieser sinn- 
voll ausgedachten, geschickt angeordneten und trefflich aus- 
geführten Komposition der vielgerühmte Moment dargestellt, 
da die Parther die den Römern einst in siegreicher Schlacht 
abgenommenen Feldzeichen freiwillig dem wegen seiner Macht 
gefürchteten Augustus ausliefern. Zeugen dieses Vorganges 
sind die anderen unterworfenen Völker. Des Augustus Regi- 
ment aber führt unter dem Schutz der höchsten Götter das 
heitere Tagesgestirn herauf über die Erde, die, selbst andern 
Nahrung spendend, dem mächtigen Herrscher den Ertrag ihrer 
Fluren als Schuldigen Zoll spendet. Der Künstler bringt dem 
Herrscher hier eine ähnliche Huldigung dar wie der Dichter 
Horatius in dem carmen saeculare. 
Dieses Werk bedurfte so eingehender Besprechung, weil 
es im höchsten Mafse bezeichnend ist für die römische Kunst 
unter Augustus AlS Porträtstatue ist es WiChtlg durch die 
charakteristische Wiedergabe der Züge des Kaisers; anderer- 
seits zeigt es uns durch den gleichsam in getriebener Erz- 
arbeit gehaltenen Schmuck des Panzers, in wie starker Weise 
die in Rom arbeitenden Künstler, selbst wo es sich um die äufsere
	        
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