Kap
unter Kaiser Augustus.
Die Kunst
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pitelleii und tragen über sich das gewöhnliche Gebälk, Über
dem Gebälke der vorderen Säulenreihe erhebt sich ein Giebel-
dreieck, von dessen Schmuck wir Näheres nicht wissen. An
der Wand des Mauercylinders sind hinter der Porticus über
dem zweiten Sims die Linien des Giebeldreiecks noch einmal
wiederholt. So sollte eine äufsere Verbindung zwischen dem
Rundbau und dem Wahrscheinlich erst nachträglich ' 7) zugefügten
Säulenbau hergestellt werden, welche aber die entschieden
zwischen beiden Werken bestehende Disharmonie der Erschei-
nung natürlich nicht beseitigen kann. Wird also der Eindruck,
den der Tempel von aufsen macht, kein einheitlicher, so wird
man beim Betreten des Innern geradezu überwältigt durch
die edle Harmonie, durch die einfache Grofsartigkeit und die
erhabene Ruhe. Und solch eine Wirkung ist blofs zu er-
reichen gewesen, indem die Römer den grofsen Fortschritt
vollzogen, der sich hier recht deutlich zeigt, dafs sie den
Säulenbau mit dem Gewölbebau vereinigten, wenn auch eine
völlige innere Verbindung noch nicht erreicht wurde.
Zierglieder. (Taf. 26, Fig. 8 und An dem Ge-
bälk der Vorhalle des Pantheon, sowie am äufsern Kranzge-
sims des Mauercylinders zeigt sich eine Neuerung, deren Ur-
sprung aber nicht in Rom zu suchen ist. Um nämlich eine
weitere Ausladung des Gesimses anzubringen und so den Ein-
druck der überhängenden Massen recht wirksam zu gestalten,
zugleich aber doch den Schein zu erregen, als ob der aus-
ladende Teil unten gestützt sei, werden unter den Hänge-
platten als Träger sogenannte Konsolen angebracht, wie das
Taf. 26, Fig. 8 zeigt. Es sind hervorragende Steine, gebildet
wie Fascien (s. S. 72), die vorn und hinten nach entgegen-
gesetzten Seiten eingeringelt sind und an der untern Seite von
einem nach aufsen hin sich entwickelnden Akanthosblatte bes
gleitet werden. Taf. '26, Fig. 9 läfst die Form genauer er-
kennen. Entnommen ist diese letztere Abbildung dem Dios-
kurentempel in Rom, der wohl auch aus Augustus' Zeit
stammt. Aber hier hatte dem Baumeister diese Verstärkung
der Ornamente, wie sie sich am Gesims des Pantheons findet,
nicht genügt. Er hatte noch den ionischen Zahnschnitt und
eine eigentümliche blätterartige Verzierung. der Hängeplatte
hinzugefügt. S0 war man unermüdlich, die Zierglieder zu
häufen, um den Eindruck des Reichtums und der Pracht zu
erhöhen. Dies beweist vor allem auch das in Rom aufkom-
mende sogenannte Kompositalranitell (Taf. 26, Fig_ 10)_
Man begnügte sich bei der korinthischen Säule nicht mit den
leichten Voluten, welche durch die aufstrebenden Stengel ge-
bildet wurden, sondern legte auf das leichte Laubwerk die