Kaiser Augustus.
Die Kunst unter
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bracht, weil eine einfache Säule von der hier nötigen Höhe
allzu schlank erscheinen würde. In ähnlicher Weise wird das
dritte Stockwerk die korinthische Ordnung gezeigt haben,
Denn diese Reihenfolge in der Anwendung der drei Säulen-
ordnungen wurde üblich, weil die dorische Säule als die stäm-
migsie, die korinthisclie alsdie leichteste erschien. Die weit-
läuftige Stellung dieser Halbsäulen war zulässig, weil dieselben
ja in Wirklichkeit nichts zu tragen hatten. Der ganze Unter-
bau, welcher die Sitzreihen trug, ruhte auf Bögen, deren un-
terster bei Fig. 4 links oberhalb des Triglyphenfrieses auf-
setzt.
Die folgenden Abbildungen beziehen sich auf das Pan-
theon, das schönste und besterhaltene antike Denkmal der
Stadt Rom, das von Augiistus' Freund Agrippa unter Leitung
des Valerius aus Ostia" an der Stelle eines früheren Suinpfes
erbaut und als Tempel dem julischen Götterkreise, Mars,
Venus, Cäsar, geweiht worden ist14). Es hat im Laufe der
Zeit manche Veränderungen erfahren, doch können dieselben
nicht wesentlich sein; indem wir unsere Betrachtung an Adlers
Restauration anschliefsen, dürfen wir hoffen über die Haupt-
sachen richtige Vorstellungen zu gewinnen. Das Ganze
besteht, wie der Grundrifs (Taf. 26, Fig- 6) Zelgt, __3-US
einem eckigen Vorbau und einem runden Hauptbau. Uber
dem Mauercylinder (Tambour) von fast 24 m Hohe erhebt
sich (Taf. 26, Fig. 5) eine Kuppel d. h. eine halbierte Hohl-
kugel VOn etwa 19,5 m Höhe. Dieselbe ist durch überein-
ander gelagerte Schichten von Steinen gebildet, deren sämt-
liche vier Langseiten keilförmig zugespitzt Sind in der Rich-
tiing auf den Mittelpunkt der Halbkugel. Oben aber ist eine
runde Öffnung, ein sogenanntes Auge, von etwa 9 m Durch-
messer belassen, welches durch einen Ring umschlossen wird,
dessen Steine keilförmig gegen den Mittelpunkt der Offnung
gerichtet sind und so der ganzen Kuppel Widerhalt ge-
währen. Die Last dieses ganzen Baues wuchtet gleiclimäfsig
auf dem Mauercylinder, der deshalb einen bedeutenden Durch-
messer hat. Doch sind, um die Masse zu vermindern, Hohl-
räume in demselben angebracht. Der innere Durchmesser
des Tempels beträgt annähernd 44 m. alSO _etwa ebensoviel
wie die gesamte Höhe. Die innere Wand zeigt im Gegensatz
zu der einförmigen Ruhe in griechischen Tempeln eine reiche,
prachtvolle Gliederung; denn Sie hat aCllf Nischen, die ab-
wechselnd halbrund und rechteckig ausgetieft sind. Die letz-
teren sind mit TODDCDgCWÖlDGU überdeckt, die ersteren mit
Halbkuppeln, die den vierten Teil einer Hohlkugel darstellen.
Mit Ausnahme der ElDgangSnlSChG und der dieser gegenüber-