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III.
bei den Römern.
Kunst
Die
Pyramide des Cestius. In Rom kam man auch auf den
Gedanken, zu Ehren eines Abgeschiedenen nach ägyptischer
Art eine Pyramide zu errichten. Das Monument, das sich auf
einem Unterbau von Travertin erhebt, ist an jeder Seite 36 m
breit und 37 m hoch. Aufsen ist es mit dicken Marmor-
platten bedeckt, innen von geringem Material. Die Inschrift
besagt, dafs die Pyramide einem C. Cestius zu Ehren errichtet
wurde. Vor dem Grabmal soll einst die Kolossalstatue des
Verstorbenen gestanden haben; aufserdena warraufsen, wie es
sich auch bei späteren ägyptischen 13) Pyramiden hndet, eine Halle
angebracht, von der sich etliche Säulen (s. Taf. 25, Fig. 11)
erhalten haben. Die Grabkammer im Innern ist 6 m lang,
4 m breit, 5 m hoch; sie ist schon mit Stuck verkleidet und
mit prächtigen Ornamenten ausgemalt.
Rückblick. Wir sehen, es sind aus der ganzen Periode
von derArchi tektur wenig bedeutende Werke, von derPlas ti k
gar keine irgendwie hervorragenden erhalten. Bei den Bau-
werken bemerken wir einen Kampf zwischen etruskischem und
griechischem Einilusse, aus dem sich eine neue Form bis da-
hin nicht herausentwickelt hat. Die Elemente, welche die
Kunst beider Völker bietet, werden mit einander verknüpft;
ja man verschmäht auch nicht, von andern Völkern, wie den
Ägyptern, einzelnes zu entnehmen. Von der Plastik dieser
Zeit läfst sich nichts Neues sagen. Wissen wir auch sicher,
dafs griechische Künstler in Rom beschäftigt waren, so war
doch das Zeitalter vor Augustus erst wegen Mangel an Sinn
für das Schöne, dann wegen der endlosen, blutigen Bürger-
kriege für Entfaltung eines regeren Kunstfleifses nicht geeignet.
Wenn sich Rom auch in der besprochenen Periode mit zahl-
losen Werken der plastischen Kunst geschmückt hat, so ge-
schah dies doch fast nur auf dem Wege des Raubes. Seitdem
Marcellus bei der Eroberung von Syrakus, 212 v. Chr., einen
grofsen Teil der Kunstschätze der überwundenen Stadt nach
Rom geführt hatte, mufste jede griechische Stadt, die in die
Hände der Sieger fiel, ihr Kostbarstes an Kunstwerken her-
geben, um die Stadt der Sieger zu schmücken. Eigenes
Kunstschaffen aber wurde dadurch in Rom zunächst nicht
angeregt.