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III.
Die Kunst bei den Römern.
Rosetten enthalten; dann folgen ionische Zahnschnitte und
Gesims; den Abschlufs bilden an den vier Ecken (teilweise er-
gänzte) Voluten, von denen je zwei sich aus einem in Kelche
ausgehenden Stengel hervorringeln. Wir sehen also, die Zier-
glieder sind zur Erhöhung des prächtigen Eindruckes aus
zwei verschiedenen Ordnungen entnommen.
Korinthische Ordnung. Taf. 25, Fig. 6 bietet die
Ansicht, Taf. 25, Fig. 7 den Grundrifs des Rundtempels zu
Tivoli. Auf künstlichen Substruktionen erhebt sich unmittel-
bar über der Schlucht, in welcher der Anio tost, ein kreis-
runder mit Gesims abschliefsender Unterbau, von einem Durch-
messer von etwa I4 m. Zugänglich ist er blofs auf einer Seite, wo
zwischen herausspringende Wangen mehrere Stufen gelegt sind,
die nicht länger sind als der Abstand zwischen je zwei der
ursprünglich achtzehn Säulen; im übrigen fällt er ringsum
steil ab. Die auf diesem Unterbau sich erhebenden Säulen
umgeben eine kleine, von glatten Wänden eingeschlossene, im
Innern etwa 7,5 m weite Tempelcella, welche durch eine Thür
zugänglich war und durch je ein rechts und links von dieser
Thür betindliclies Fenster Licht empfing. Die Decke, welche
wahrscheinlich aus wagerechten Balken bestand, ist nicht er-
halten; die Höhe des ganzen Tempels beträgt 10,5 m. Die
Cella ist aus Backstein gebaut. während die übrigen Teile aus
Travertin bestehen. Die Säulen gehören der korintliischen
Ordnung an (vgl. Taf. 25, Fig. 8). Die Basis ist wie bei den
atrisch-ionischen Säulen (s. S. 73), aber der Trocliilos zwischen
den beiden Tori ist eckig statt rund. Die Kanäle sind oben
und unten wagerecht abgeschnitten. Das Kapitell, das durch
einen kleinen Wulst mit dem Schaft verbunden ist, wird durch
zwei Reihen Akanthosblätter gebildet, die nicht so scharf sind,
wie bei dem Lysikratesdenkmal (S. 128), sondern mehr kraus.
Die unter den ausgebogenen Ecken sich ringelnden Voluten
gehen aus steifen Stengeln hervor; je zwischen denselben be-
finden sich statt der Palmetten grofse, sternartige Blumen.
Den Raum unter diesen füllen frei endigende Stengel. Das
Gebälk zeigt in einfacher Form die bekannten drei Teile:
Architrav, Fries, Geison. Nur der Fries hat einigen Schmuck,
Blumengewinde, von Stierköpfen getragen, die vielleicht an
die, früher wohl an den Tempelfronten befestigten, Köpfe der
geonferten Rinder erinnern sollen. In den über den Blumen-
gewinden frei bleibenden Räumen sind Rosetten angebracht.
Die Decke des Umganges zwischen den Säulen und der Cellen-
wand ist mit Kassetten (S. 57) geziert, in deren Feldern sich
plastische Rosetten beiinden.
1st die Form des Rundtempels auch nicht den Römern