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geben, bei seinem beschränkten Können in unschöne Über-
treibung.
Rückblick. Die Architektur spielt bei den Etruskern
keine hervorragende Rolle; doch sind alle Konstruktionsweisen
vom sogenannten kyklopischen Mauerwerk bis zum regelrech-
ten Gewölbe in Übung gewesen7). Auch sonst haben die
Etrusker in Stein weniger gearbeitet, besonders wohl deshalb,
weil es ihnen an geeignetem Material fehlte, denn die Marmor-
brüche von Luna, dem jetzigen Carrara, sind erst zu Anfang
der römischen Kaiserzeit entdeckt worden. In andern Mate-
rialien aber war die Kunstthätigkeit der Etrusker eine aufser-
ordentlich rege. Hauptsächlich blühte das Kunstgewerbe,
dessen Erzeugnisse uns in grofsen Massen von Schmuckgegen-
standen aus Erz, Gold, Silber, Elfenbein und von Thonvasen
besonders in den wiederaufgedeckten Totenstätten (Nekropolen)
erhalten sind. Bei Tarquinii, dem heutigen Corneto, ist eine
Nekropolis entdeckt worden, deren Ausdehnung man auf
sechzehn Quadratmeilen S) berechnet und die Gesamtzahl
der Gräber auf zwei Millionen. Auch zahlreiche Gemälde
beweisen hier die Lust an künstlerischem Schmuck. Alle er-
haltenen und wieder zu Tage geförderten Werke zeigen die
etruskische Kunst anfänglich und bis zum Ende des sechsten
jahrhunderts unter dem Einilufs des phantastischen Orients,
dem die Etrusker nach der neuesten Ansicht entstammen")
und mit dem sie in lebhaftem Handelsverkehr waren w); all-
inählich tritt dieser mehr und mehr zurück vor griechischem
Eintlusse. S0 sehr aber auch letzterer zunimmt, so bewahren
die etruskischen Werke doch immer etwas Eigenartiges, eine
grofse Nüchternheit der Auffassung, eine gewisse Schwerfällig-
keit der Formgebung und einen ausgesprochenen Realismus
der Darstellung, der sich nicht scheut, auch das Häfsliche
naturgetreu wiederzugeben 11).
"Die Römer sind in dieser ältesten Periode, wie schon die
kapitolinische Wölfin zeigt, durchaus in Abhängigkeit von den
Etruskern; ja, sie scheinen die wenigen Kunstwerke, von denen
in ihrer Geschichte die Rede ist, geradezu von den Etruskern
bezogen zu haben. Sicher ist dies von der schon erwähnten
Kolossalstatue, mit welcher der von den Tarquiniern gebaute
Tempel des ]upiter auf dem Kapitol geschmückt wurde. Sie
war das Werk des Volcanius aus Veji und stellte den Gott
thronend dar. Sie war aus Thon gebildet und mit rotem
Anstrich versehen, der öfters erneuert wurde. lm Haar trug
der kapitolinische Jupiter einen bronzenen Eichenkranz, der
Leib war in ein gesticktes Gewand gehüllt. Aus Thon war
auch das Viergespann, das den kapitolinischen Tempel krönte.