Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

KaP- 
Kunst. 
Die etruskisch-a1titalische 
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Schwächen, die dem Menschen anhängen können: es ist ein 
realistischer Zug in dem von Falten und Runzeln durch- 
zogenen Gesicht des Mannes. Ob die Haltung des Körpers 
auch dem Individuum oder der unzulänglichen Kunst des 
Verfertigers zuzuschreiben ist, kann zweifelhaft sein. Die 
Brust tritt zurück, der Unterleib drängt sich vor, das linke 
Knie ist eingeknickt, die Füfse stehen beide schwerfällig auf 
dem Boden, während die Haltung der Hände etwas freier und 
natürlicher ist und dem ganzen Bilde eine gewisse Lebendig- 
keit verleiht. Die Behandlung des Gewandes läfst freilich die 
Kunst der griechischen Vorbilder vermissen. Die Tunica, 
welche am rechten Oberarm sichtbar wird, ist steif; die Toga 
senkt sich in langen, schweren Falten nach abwärts, Ohne 
dal's faltenfreie Massen die Körperform andeuten; etwas natür- 
licher ist sie nur an der linken Seite, sowohl am Beine, dessen 
Linien sie ein Stück weit durchschimmern läfst, wie auch am 
linken Unterarm. 
Sarkophag von Oaere. Griechischer Einflufs macht sich 
auch in der zweiten Art plastischer Kunstübung geltend, die 
wir bei den Etruskern stark vertreten finden, in den Thonar- 
beiten. Taf. 24, Fig. 14 führt uns einen Sarkophag aus ge_ 
branntem Thon vor, der in Caere gefunden wurde.  Der Sarg 
ist in Form eines Ruhebettes gebildet. Das auf vler Füfsen 
ruhende Gestelle zeigt zierliche und sorgfältig ausgeführte Or- 
namentik in griechischer Art. Über dasselbe ist ein Polster 
gelegt, dessen Hülle an beiden Enden über das Gestelle heiw 
abhängt. Auf diesem Polster ruht in halbliegender Stellung 
ein Ehepaar, in Lebensgröfse, mit den linken Armen auf 
Lederkissen gestützt. Die Frau schmiegt sich an die Brust 
des Mannes, der sie mit dem rechten Arm umschlossen hält, 
während seine Linke wohl einen Becher hielt. Darauf weist 
der vor dem Manne liegende Weinschlauch hin. Die Ge- 
Stalten, besonders die der Frau, Sind wenig natürlich gelagert; 
aber es entspricht diese Art der Darstellung der auf etruski- 
sehen Särgen herkömmlichen Weise, die meist viel kunstloser 
1st. Die Körper sind wenig durchgebildet, besonders sind 
die Beine von harter Form. Das Haar ist altertümlich und 
Steif behandelt, die Augen zeigen eine schiefe Stellung. Der 
Ausdruck ist ein ernster. Das Ganze ist mit angenqgssenen, 
harmonischen Farben bemalt und macht daher im Original 
durch die treue Wiedergabe der Wirklichkeit einen geradezu 
Crsishreckenden Eindruck. Der etruskische Künstler idealisiert 
Selne Gegenstände nicht, sondern verfällt in seinem Streben, 
das Individuum bis auf die Kleinigkeiten genau wiederzu- 
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