Gesims, das man Kämpfer nennt; von den Wölbsteinen sind
die drei wichtigsten, nämlich die beiden am Auflager rechts
und links und der oben befindliche Schlufsstein, ausgezeich-
net vor den andern, indem sie aus anderem Material bestehen
und mit je einem Kopfe verziert sind, der sich vielleicht auf
eine Schutzgottheit bezieht.
Ein eigentümliches Erzeugnis altrömischer Plastik ist die
sogenannte kapitolinische Wölfin, ein Erzbild (Taf. 24,
Fig. 12). Auf breitspurig gesetzten Beinen erhebt sich der
langgestreckte Leib. Ihr Kopf mit energischem, besorgtem
Ausdruck ist nach links gewandt; sie fletscht die Zähne. Er-
klärlich ist die Stellung des Tieres sowohl wie der Ausdruck
des Kopfes, wenn man sich, wie es ursprünglich war, die
Königskinder Romulus und Remus, die sie aus Mitleid nährt,
an ihren Eutern saugend denkt. S0 steht wirklich das Mutter-
tier da, welches seinen ]ungen Milch giebt, so lauscht es
mit gespitzten Ohren auf das Thun der Kleinen und zugleich
in die Ferne hin, so iletscht es die Zähne, um durch die
drohende Geberde jedweden Angriff abzuschrecken, der etwa
die ]ungen beunruhigen möchte. Und wie die Haltung, so
zeigen auch die allerdings etwas scharfen und eckigen Formen
grofse Naturwahrheit. Auffällig sind die unschönen Haar-
löckchen, mit denen der Hals mähnenartig bedeckt, das Ge-
sicht und der Leib am Rücken und hinter dem Buge um-
säumt sind. Ist diese Statue auch sicher nicht, wie man lange
glaubte, die von den Adilen Cn. und Q. Ogulnius im Jahre
298 v. Chr. beim ruminalischen Feigenbaume aufgestellte
Wölfin, so ist doch die Ansicht, dafs sie ein altitalisches
Werk sei, noch nicht widerlegt"). Die Brüder Romulus und
Remus, welche als Säuglinge angelegt waren, sind nicht er-
halten, in Rom aber, wo das Bild auf dem Kapitol aufbe-
wahrt wird, wieder ergänzt zu sehen.
Auch Taf. 24, Fig. 13 ist ein etruskisches Erzwerk, das
wegen seiner Haltung gewöhnlich "der Redner" genannt
wird. In der That ruft die ausgestreckte rechte Hand den
Eindruck hervor, als ob der Mann beschwichtigend eine Volks-
menge anrede. Man setzt seine Entstehung in eine Zeit, wo
die etruskische Kunst soviel Einilufs von seiten Grie-
chenlands erfahren hatte, dafs das orientalische Element zu-
rückgedrängt war. Aber das eigentümlich Etruskische erhielt
sich und kennzeichnet sich in diesem Werke besonders da-
durch, dafs wir in ihm nicht einen Redner im allgemeinen,
sondern eine bestimmte Persönlichkeit in der Haltung eines
Redners zu erkennen glauben: die etruskische Kunst indivi-
dualisiert. Die Persönlichkeit ist dargestellt mit den zufälligen