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Die griechische Kunst.
Pelopion mit seinem Thorbau, links davon das stattliche He-
raion, bei dem sich uns die hypäthrale Beleuchtungsweise
deutlich zeigt. In der linken Ecke ist der Rundbau des
Philippeion, von dem aus wir die Altismauer sich zum Pro-
zessionsthore erstrecken sehen. Auf dieser Mauer sowohl wie
überall sonst erblicken wir zahllose Statuen aufgestellt, am
dichtesten in der Nähe des Zeustempels, dem wir noch einen
besonderen Besuch abstatten wollen.
Der Zenstempel (Taf. 17, Fig. 8 u. 9), an dessen Stelle
in alter Zeit neben verschiedenen Altären anderer Gottheiten
ein bescheidenes Heiligtum des Zeus gestanden hatte, wtirde
etwa ums Jahr 470 v. Chr. begonnen und binnen fünfzehn
Jahren gebaut von dem Eleer Libon. Das Material ist ein
in der Nähe gebrochener Kalkstein. Auf drei Stufen von je
0,5 m Höhe, an Stelle deren nach Osten zu eine quadratische
Plattform mit Aufgangsstufen vorgelegt ist, erhebt sich der
64,10 x 27,72 m grofse Bau. Es ist ein aus Pronaos,
Naos und Opisthodomos bestehender doppelter Antentempel,
umgeben von einer dorischen Säulenhalle, die sechs Säulen
an den Schmalseiten, dreizehn an den Langseiten hat. Die
äufseren Metopen besafsen keinen plastischen Schmuck (in-
sofern ist Fig. 9 falsch, aber Fig. 2 zeigt ein richtiges Bild),
waren aber wahrscheinlich mit Malerei geziert. Das Dach
war doch wohl erst in späterer Zeit mit Marmorziegeln
gedeckt. Die Ecken der Giebel trugen grofse eherne Drei-
füfse, der First jedenfalls auf der einen Seite eine goldene
Siegesgöttin. Die Giebeldreiecke selbst waren auf beiden
Seiten mit umfangreichen Gruppen geschmückt, von denen
uns ansehnliche Reste, leider aber in sehr trümmerhaftem Zu-
stande, erhalten sind. Das östliche Giebelfeld (Taf. 18,
Fig. 4) zeigte den Rofswettkampf des Pelops und Oinomaos,
unmittelbar vor dem Beginn des Wettlaufs. König Oinomaos
von Pisa wollte sein einziges Kind, Hippodameia, nur an
denjenigen vermählen, der ihn selbst in einem Wettfahren be-
siegen würde. Wer ihm gegenüber unterliege, sollte sein Leben
verlieren. Nachdem dreizehn Freier ihre Kühnheit mit dem
Tode gebüfst hatten, erschien Pelops, des Tantalos Sohn, aus
Lydien als Bewerber und verschaffte sich durch Bestechung
von Oinomaos' Wagenlenker den Sieg. S0 wird Pelops Ge-
mahl der Hippodameia und Herr des später nach ihm be-
nannten Landes. Die Giebelgruppe, welche diesen Kampf
veranschaulichte, war wohl so geordnet, dafs in der Mitte Zeus,
wahrscheinlich als unsichtbar gedacht, aufrecht stand, rechts
von ihm Oinomaos mit seinem Weibe Sterope, links vielleicht
Pelops und Hippodameia. Darauf folgten beiderseits vier