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zwei gröfsere Platten als Verzierung angebracht, die einen
hohen Grad der Entwickelung der Thonindustrie bezeugen.
Im Norden des Heraion läuft nach Osten eine Treppe,
welche eine Terrasse abschliefst, die von einer zahlreichen
Gruppe unter sich gröfstenteils ähnlicher Gebäude bedeckt ist.
Die zunächst liegende Exedra des Herodes Atticus (E)
ist das jüngste von ihnen. Unter Exedra versteht man einen
halbrunden Ausbau, wie sie besonders in Gymnasien sich
fanden, um den Zuschauern einen Aufenthalt zu bieten. Die
Exedra des Herodes scheint aber blofs einen dekorativen
Zweck gehabt zu haben; er wollte das grofse Weihgeschenk,
das er im Namen seiner Frau, der Römerin Appia Annia
Regilla, dem olympischen Zeus stiftete, nämlich eine kostbare
Wasserleitung, etwas augenfällig machen. Dieser reiche Athe-
ner, geboren zu Marathon im Jahre IOI n. Chr., später in
Rom thätig als Lehrer des L. Verus und M. Antoninus, ver-
wendete seine ansehnlichen Schätze mit Vorliebe zu grofsen
Bauwerken, unter denen das Odeion und das panathenäische
Stadion in Athen und diese Wasserleitung hervorragen97).
Olympia hatte immer nur dürftigeWasserzuleitung gehabt.
Herodes liefs aus dem östlichen Berglande drei Kilometer weit
in Stollen und Leitungen das Wasser herbeiführen und auf dem
südwestlichen Ausläufer des Kronoshügels in einem hochlie-
genden Becken sammeln. Von hier aus wurden durch Lei-
tungen in und über der Erde die Brunnen, Rinnen, Teiche,
Häuser von ganz Olympia gespeist. Unterhalb des eigentlichen
Sammelbeckens wurde die blofs zum Schmuck dienende Exedra
erbaut. Die ganze Anlage besteht aus einem grofsen Wasser-
beßkcn von 22 m Länge und 3,50 m Breite. Rechts und
links von demselben stand je unter, einem kleinen, achtsäuligen
korinthischen Rundtempelchen eine Statue, dahinter aber er-
hob sich am Abhange die mächtige halbkreisrunde Nische
mit einem Durchmesser von 16,62 m, die durch Sechs korin-
thische Pilaster gegliedert war. Hier standen in Gruppen von
je drei die Porträtstatuen der Familien der Kaiser Antoninus
Pius und Marcus Aurelius und des Herodes Atticus. So gefällig
diese Anlage im ganzen ist, so sehr läfst sie in der Nach-
lässigkeit und Flüchtigkeit bei der Durchführung des Einzelnen
die Verfallzeit erkennen.
Die folgenden, mit den Ziffern I-XII bezeichneten kleinen
Gebäude sind sogenannte Schatzhäuser, von denen einige bis
ins sechstejahrhundert v. Chr. zurüCkfölChen- Sie sind gegründet
von "Staaten oder mächtigen Grofsen, welche nebst den eigem-
liehen Weihgeschenken dem Gott auch eine Aufbewahrungs-
stätte für dieselben stifteten. Das älteste und interessanteste