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griechische Kunst.
Die
Prytaneion des Verwaltungsgebäudes, das so oft durch
Umbauten verändert worden ist, dafs seine ursprüngliche Form
sich nicht mehr feststellen läfst. Da, wo genau bei den Buch-
staben PR ein Quadrat ausgeschieden ist, war vermutlich die
Kapelle der Hestia mit dem blofs aus Asche bestehenden
Staatsherd von Olympia. In einem der gröfseren Räume
wurden die olympischen Sieger von Staats wegen mit einem
Festessen bewirtet. Hierauf weisen eine grofse Zahl Teller,
Dreifüfse und sonstiges Küchen- und Slaeisegerät hin, das man
innerhalb dieser Mauern gefunden hat,
An die Südostecke des Prytaneions grenzt mit seiner
Nordostecke der Tempel der Hera von dem Fig. 5
einen gröfseren Grundrifs giebt. Dieser Tempel, dessen Ent-
stehung ins achte Jahrhundert v. Chr. gesetzt wird, ist der älteste,
in hellenischer Bauform auf dem griechischen Festlande aufge-
führte Tempel, von dem sich noch ansehnliche Reste linden. Er
mifst 50 m in der Länge, 18,75 m in der Breite und war von
I6 : 6 dorischen Säulen umgeben. Innerhalb der Säulenhalle ist
die Cella als templum in antis (S. 58) behandelt, mit Pronaos
und Opisthodomos. Das Innere der Cella war durch zweimal
acht Säulen in drei Schiffe geteilt und diente zahlreichen kost-
baren Weihgeschenken als Aufbewahrungsort. Hier wurde
auch die herrliche Statue des Hermes gefunden (Taf. 18,
Fig. 3 und S. 120). Das Heraion ist ursprünglich ein Holz-
bau gewesen, ja, selbst zur Zeit der Zerstörung scheint das
ganze Gebälk aus Holz bestanden zu haben, das mit ge-
brannten Thonplatten (Terrakotten) bekleidetll") war. Dafür
spricht schon der weite Abstand der Säulen. Dafs aber auch
diese einst aus Holz gewesen sind, beweist der Bericht des
Pausanias, dafs noch zu seiner Zeit (Mitte des zweiten Jahr-
hunderts n. Chr.) die eine Säule aus Holz gewesen sei, und
die wunderliche Thatsache, dafs alle die in Resten erhaltenen
Steinsäulen in Mafs und Form verschieden sind, so dafs man
annehmen mufs, sie seien, je nachdem die Holzsäulen verfault
oder geborsten waren, allmählich, zu den verschiedensten
Zeiten, an die Stelle derselben getreten. Auch von dem Dache
des Heraion (Taf. 17, Fig. 6) wurden noch interessante
Überreste entdeckt, die ältesten, welche von einem Ziegeldache
erhalten sind. Unmittelbar auf den Sparren ruhten die 59 cm
breiten, Hachgebogenen Regenziegeln, welche seitlich neben-
einander gelegt sind, nach oben hin etwas übereinander greifen.
Die Fugen sind gedeckt durch ebenfalls übereinandergreifende
Deckziegeln, welche die Form eines Halbcylinders haben;
die letzte unten ist durch eine Scheibe geschlossen. Ähnliche
Hohlziegeln deckten den First. An den Giebeln waren oben