Kap
Olympia.
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Vor der Westseite der Altis nach Norden befand sieh das nur
zum geringen Teile ausgegrabene Gymnasium dessen
östliche zweischiffige Halle eine Breite von 11,30 m und eine
Länge von 210,50 m hatte. Die Säulen sind, wie auch bei
der im Süden sich anscliliefsenden Halle, dorisch. Das grofse
Thor welches zwischen Gymnasium und der südlicher
liegenden Palästra (PA) eingefügt ist, gehört erst der römi-
sehen Zeit an, die überhaupt Gefallen daran fand, durch Solche
dekorative Bauten die Pracht des Platzes zu erhöhen. Die
Palästra hat als Hauptraum einen grofsen Säulenhof. Die
daran grenzenden Hallen haben eine Länge von genau einem
Stadion 2 185 m. Die Bestimmung der hinter den Hallen
ringsum laufenden Räume läfst sich im einzelnen nicht nach-
weisen, ebenso wenig der Zweck des im nördlichen Teile des
Hofes belegenen mit Thonfiiefsen gepüasterten Streifens. Von
der südlich sich anschließenden Gruppe von Gebäuden hält
man allgemein das mittlere (TH) für den Theoko-
leon, die Wohnung der olympischen Priesterschaft, der Theo-
kolen. Es scheint, dafs später-hin, als mit der zunehmenden
Bedeutung der Spiele alle Ansprüche wuchsen, der Theoko-
leon nach Osten zu durch Anbauten erweitert wurde, die auf
dem Grundrifs durch matte parallele Striche bezeichnet sind.
Nach Westen zu aber liegt ein selbständiges Gebäude mit
besonderer Bestimmung. Es ist das Heroon, von dem wir
Fig. 3 einen vergröfseiten Grundrifs geben. Der Bau mifst
15,20 in im Quadrat. Auf der Nordseite ist ein kleineres
Quadrat von 10,10 m Seitenlänge abgetrennt, in dem ein kreis-
förmiger Hof liegt, zu dem man von Westen her durch eine
Vorhalle gelangt. An der Südseite dieses Kreises findet sich
ein kleiner Altar, der nur aus harter, mit Aschen- und Kohlen-
teilen vermengter Erde bestand und oben mit einer Ziegel-
schicht bedeckt war. Die Seiten dieses würfelförmigen Altars
waren abgetüncht und einfach mit Zweigen bemalt,_ über denen
das Wort Heroor (elische Form für heroos) geschrieben stand.
Wahrscheinlich ist damit der Seher Iamos gemeint, dessen
Nachkommen nebst den Klytiaden die höchsten Stellen in der
olympischen Priesterschaft bekleideten. O_b auch der südlich
gelegene Bau zu der Priesterschaft in Beziehung stand, etwa
deren Versammlungsraum war, läfSf SiCh HICht bestimmt sagen.
Es ist ein Vorraum mit einem Wasserbecken in der Mitte,
hinter dem ein dreischiffiger Raum liegt. Die spätere christ-
liche Gemeinde in Olympia fand diesen für geeignet, ihn in
eine Kirche umzuwandeln und erbaute südwestlich davon eine
kleine Halle. Manche haben in dieser "byzantinischen Kirche"
die ursprüngliche Werkstätte des Pheidias sehen wollen,
Menge, Antike Kunst. 2. Aufl. 11