Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

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Kunst. 
Die griechische 
Hekate-Gruppe (Taf. 22, Fig. 7). Wir sehen hier eins 
der_ wunderbarsten Fabelwesen des Altertums im Bilde, die 
dreiköpiige, sechsarmige Hekate. Mit hoch gehobener bren- 
nender Fackel, mit Schwert und Lanze in ihren drei Rechten 
kämpft sie lebhaft bewegt gegen einen Giganten, dessen eines 
Bein in Gestalt einer Schlange sich emporringelt und ihren 
Schild mit dem Rachen fafst, während er selbst (auf unserem 
Bild fehlt dies) einen mächtigen Felsblock auf sie zu schleu- 
dern droht. Einer ihrer Hunde steht Hekate im Kampfgegen 
ihre Gegner bei, ein anderer hat sich auf der rechten Hälfte 
der Platte auf einen todesmatt niedersinkenden Giganten mit 
Schlangenfüfsen gestürzt und packt ihn, der kaum noch sich 
zu wehren vermag, im Genick. Von links erscheint ein mit 
ljlelm, Schild und Schwert gerüsteter edler Jüngling, dessen 
Aufseres durch nichts an die Gigantennatur erinnert. Von 
seiner Gegnerin Artemis ist auf unserem Bild nur das schöne 
beschuhte eine Bein zu schauen. 
Die ganze Götterwelt, alle Mächte des Lichtes sind an 
dem Kampfe gegen diese Unholde beteiligt, in denen die 
entfesselte Kraft der elementaren Mächte sich darstellt. Über 
zwanzig göttliche Wesen aus Olymp, Meer und Unterwelt sind 
teils gefunden, teils inschriftlich bezeugt; jeder Gott von dem 
andern durch Bildung wohl geschieden, mit den ihm eigenen 
Waffen und Attributen versehen, greift in seiner Weise in den 
Kampf ein, oft unterstützt von den ihm heiligen Tieren, von 
Adler, Panther, Hunden und Löwen. Und ebenso mannig- 
faltig wie die Götter an Gestalt, Haltung und Gebahren sind 
die Giganten. Sie erscheinen in allen Altersstufen, vom fri- 
schen Jüngling bis zum alten Manne, in edler Schönheit und 
in widerwärtiger Häfslichkeit, bald rein menschlich von Ge- 
stalt mit Bewaffnung menschlicher Krieger, bald Mischbildungen 
von Mensch und Tier, manchmal geflügelt, manchmal gehörnt. 
Sind auch nicht alle diese Gestalten neue Erfindungen, 
so ist doch des Neuen so viel vorhanden, dafs wir deutlich sehen, 
die früher so reich schaffende Phantasie der Griechen war im 
2. Jahrh. v. Chr. noch nicht erstorben. Das Relief der Fi- 
guren ist sehr hoch, manche lösen sich fast ganz vom Hinter- 
grunde los; auch sehen wir nicht überall blofs eine Reihe 
von Gestalten, sondern wie bei Gemälden oft mehrere hinter- 
einander, die in ihren Bewegungen sich kreuzen und sich 
gegenseitig verdecken. Das Terrain ist fast nicht angedeutet, 
als 0b die Aufmerksamkeit nicht abgezogen werden sollte von 
der Hauptsache, dem Getümmel des gewaltig wogenden 
Kampfes. Und fast überall offenbart sich die gröfste Meister- 
schaft in der Beherrschung der Formen, die höchste Vollen-
	        
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