Kap
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Bi
s
Aufgehen
Griechentums im Römertunl.
des
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windet. Wer sind diese Gegner? Die rechts folgende Ge-
stalt, welche die mit einem Fell umwickelte Linke zum Schutz
vorstreckt, mit der (nicht erhaltenen) Rechten zum Wurf aus-
holt, giebt unsAntrvort. Während sie nach oben menschlich er-
scheint, läuft ihr Riesenleib nach unten in gewaltige Schlangen
aus, die sich hochaufwindeti, um auch am Kampfe teil zu
nehmen: ein Gigant ist es, gegen den Zeus mit drohend aus-
gestreckter Rechten heranschreitet, während sein Adler, der
auch im Streit ihm nahe bleibt, seine Krallen in den Rachen
der einen Schlange geschlagen hat.
Ahnlichen Inhalt zeigt die Athene-Gruppe (Taf. 22,
Fig. 6). Athene, nur mit Schild und Helm bewaHnet, stürmt
in die Feinde hinein. Zu ihrer Rechten ist ihr Gegner in die
Kniee gestürzt; auch er ist ein Gigant, zwar auch, wie die zwei
in der ersten Gruppe, in voller Menschengestalt, aber mit
grofsen Flügeln versehen. Ihn hat Athenes Schlange erlegt,
die wir uns so zu ergänzen haben, dafs sie sich um den zu-
sammengebogenen rechten Unter- und Oberschenkel schlingt,
dann sich ähnlich wie bei Laokoonsä) hinter seinem
Rücken hinwindet, den linken Arm umringt, dann wieder,
sich zurückwindend, an seiner rechten Seite erscheint und von
hinten her in des Jünglings rechte Brust die giftigen Zähne
einschlägt. Zugleich fafst ihn die im Siegeslauf heranstür-
mende Göttin beim lockigen Haar; er umklammert, von der
Qual der tötlichen Wunde gefoltert, mit seiner Linken ihre
Hand und richtet mit schmerzlichem Ausdruck sein Gesicht
empor; die Göttin wendet ihm ihr Antlitz zu, stürmt aber
weiter. Doch war dies der letzte Widersacher, der ihr ent-
gegen zu treten wagte: denn von rechts heran schwebt die
geflügelte Nike, um sie mit dem Lorbeer zu bekränzen. Von
unten aber steigt mit jammernder Geberde die Mutter der Gi-
ganten, die lockenumwallte Ge (die Erdgöttin), mit halbem
Leibe empor und streckt um Erbarmen flehend die Rechte der
Göttin entgegen, während ihre Linke als ihr Attribut das Füll-
horn, das Sinnbild der Fruchtbarkeit, trägt. Schon diese zwei
Bilder lassen keinen Zweifel, dafs der Inhalt des Frieses die
Gigantomachie war, die uns schon mehrmals als Gegenstand
plastischer Darstellungen erschienen ist. Die beiden Gruppen,
die wir eben betrachteten, dürften an hervorragender Stehe
ihren Platz gehabt haben. Bis jetzt erscheint mit Sicherheit
erwiesen, dal's sie an der Ostseite nahe bei einander ange-
bracht waren. Nach dieser Seite hin Führt von der östlichen,
aufwärts steigenden Strafse das Eingangsthor der Agora. Schritt
man dann südwärts nach der Treppenseite des Altars zu, so
erblickte man in der Nähe der Ecke die folgende Gruppe.