Kap.
Aufgehen
Bis zum
Römertum.
im
Griechentums
des
151
Der Gallier und sein Weib in der Villa Ludovisi zu
Rom. Zu derselben gröfseren Gruppe scheint auch die Taf, 23,
Fig. 4 abgebildete Einzelgruppe gehört zu haben. Den
Galliern waren nach Barbarenart auch die Weiber in die
Schlacht gefolgt. Wie sie fliehen müssen, und keine Rettung
mehr sich zeigt, da richtet der freiheitsstolze Gallier das eben
noch gegen den Feind geführte Schwert gegen sein Weib,
um sie der Mifshanrllung und Sklaverei zu entziehen, und
giebt ihr den Todesstofs. Während sie an seiner Seite nieder-
sinkt, von seiner Linken noch gehalten, bohrt er sich selbst
mit höhnischem Blicke gegen den verfolgenden Sieger den
Stahl in die Brust. Ist auch der rechte Arm nebst dem
Schwerte ergänzt, so kann die Haltung doch ursprünglich
nicht wesentlich anders gewesen sein. Es ist ein wunderbarer,
aber wahrer Gegensatz zwischen dem kraftvollen, leidenschaft-
lich bewegten Mann und der bereits leblos neben ihm zu-
sammensinkenden Frau, deren Tod leise, aber verständlich
angedeutet ist durch die gebrochenen Augen und durch die
blofs noch dem Gesetze der Schwere folgende Haltung des
Körpers und der Gliedmafsen: die Arme sind allerdings teil-
weise ergänzt, aber wohl richtig. Dafs die Gruppe Barbaren
darstellt, lehrt ein Blick auf das Profil des Mannes und auf
das breite Gesicht der Frau, sowie auf die verwilderten Haare.
Auch der mit Fransen besetzte Mantel der Frau läfst auf
eine vermutlich vornehme Barbarin schliefsen; der Schild,
welchen der Krieger als jetzt nutzlos nebst der Schwertscheide
zu Boden geworfen hat, spricht für die gallische Nationalität,
da er dem des sterbenden Galliers im Kapitol ganz ähn-
lich ist. Früher nannte man die Gruppe fälschlich Arria
und Paetus.
Altar von Pergamos. (Taf 22, Fig. Grofsartiger
als die übrigen Denkmäler kleinasiatischer Kunsthdie wir
kennen, jedoch nur teilweise gut erhalten, sind die Uberreste
des Hochaltars, die unter der Leitung des deutschen Archi-
tekten Karl Humann seit September 1878 auf der Akropolis
von Pergamos (jetzt Bergama) nördlich vom Flusse Kaikos
ausgegraben worden sind, und die jetzt eine Hauptzierde des
Berliner Museums bilden. Der Altar war wohl unter Eume-
nes II. zwischen den Jahren 180 und 170 ebenfalls zur Er.
innerung an ruhmvolle Siege erbaut worden und wurde zu den
Wunderwerken des Altertums gerechnet wegen seiner Größe
und seiner Pracht. Ein viereckiger, aber nicht ganz regel-
mäfsiger Raum von etwa 67 m im Geviert (Fig, 3) war dem
Südlichen Abhange des Burgberges abgewonnen, geebnet und
rings durch eine Mauer abgegrenzt, die sich (Fig. 4) auf