Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

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griechische Kunst. 
Die 
hier an die Antiope des Euripides, deren Inhalt etwa folgender 
war: Einst herrschten im böotischen Theben zwei Brüder, 
Nykteus und Lykos. Des ersteren schöne Tochter Antiope 
beschleicht einst Zeus in Gestalt eines Satyrs, darauf entführte 
dieselbe König Epopeus von Sikyon. Da es dem Vater Nyk- 
teus nicht gelingt, seine Tochter wiederzuerhalten, so über- 
trägt er sterbend das Rächeramt seinem Bruder Lykos, der 
auch den Epopeus zwingt, die Entführte wieder herauszugeben. 
Unterwegs gebiert sie in der Nähe des Kithairon, des süd- 
lichen Grenzgebirges von Böotien, zwei Söhne, welche aus- 
gesetzt, aber von einem Hirten des Gebirges aufgenommen 
und erzogen werden. Antiope wird mit nach Theben ge- 
schleppt, wo sie Dienerin der Dirke, der Gemahlin des Königs 
Lykos, wird, Während ihr der König, ihr Oheim, freundlich 
begegnet, wird sie von der Königin, vielleicht aus Eifersucht, 
erbarmungslos behandelt, bis es ihr nach vielen Jahren harten 
Dienstes glückt, durch die Flucht auf den Kithairon zu ent- 
kommen. Sie gelangt zu ihren unerkannten Söhnen, die in 
der Piiege des Hirten zu kräftigen Jünglingen herangewachsen 
sind, Der eine, Amphion, der von Hermes eine Laute er- 
halten hatte, war der Musik und Dichtkunst ergeben, der 
andere, Zethos, war rauherer Natur und liebte nur Jagd und Kampf. 
Diese beiden fleht sie, ihre Leiden schildernd, um Schutz an 
gegen ihre Bedrückerin. Noch sind die Jünglinge schwankend, 
da kommt zufällig die Königin selbst hinzu. Es war nämlich 
dievZeit des alle zwei Jahre wiederkehrenden Dionysosfestes, 
das auf dein Kithairon gefeiert wurde. Dieses führte auch 
die Königin auf das wilde Gebirge. Sie findet die Entlaufene 
und beschliefst, sie in entsetzlicher Weise zu strafen. An 
einen wilden Stier sollte sie gebunden und von diesem ge- 
schleift werden. Zethos und Ainphion, die sie für die Söhne 
des Hirten und für Sklaven des Königshauses hält, sollen die 
Strafe vollziehen. Die Brüder gehorchen dem Befehl der 
Königin, sie bringen einen wilden Stier herbei und legen Hand 
an die Antiope; das Gräfslichste, ein Muttermord, soll vor 
sich gehen. Da verrät ihnen ihr Pflegevater, der alte Hirt, 
fiä-S Geheimnis ihrer Abkunft, und die Wut der Jünglinge, 
ihre Rache wendet sich gegen Dirke: die furchtbare Todes- 
älft, Welche diese der Antiope zugedacht hatte, wird jetzt gegen 
die Königin selbst angewandt; sie wird trotz alles Flehens an 
den Stier gebunden und von diesem durchs Gebirge geschleift, 
biS Sie in eine Quelle verwandelt wird. 
Von den Künstlern ist der Moment gewählt, der dem Ein- 
tritt der grausigen Strafvollziehung vorausgeht. Natürlich be- 
sprechen wir das Kunstwerk in seinem jetzigen Zustande und
	        
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