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Bis zum
Römertunl.
Griechentums im
des
Aufgehen
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verletzt, aber von Schrecken gebannt, sucht mit der Linken
sich mechanisch aus den Verstrickungen zu lösen; seine Rechte
und sein Antlitz sind teilnahmevoll seinem, nach schweren1
Kampfe dem Verhängnisse erliegenclen Vater zugewandt. Die
Mäntel beider Knaben sind infolge der heftigen Bewegung
herabgefallen.
Wir haben eine in sich geschlossene, freistehende, wenn
auch wohl für-eine Nische bestimmte Gruppe vor uns. Die
pyramidale Form, die bei Giebelgruppen wegen der Archi-
tektur notwendig war, ist auch hier im wesentlichen beibe-
halten und dadurch der Schwerpunkt in die Mitte gelegt.
So ist denn auch der Vater, um ihn mehr hervorzuheben, im
Verhältnis gröfser gebildet als die Söhne. Die Hauptlinien
streben nach des Vaters Kopf, der unter dem Einflüsse des in
der verwundeten linken Hüfte wühlenden Schmerzes nach der
linken Seite gewandt und etwas zurückgeworfen fast genau
über die Mittellinie des ganzen Körpers zu stehen kommt.
Die beiden Knaben, deren Gröfse ihrem Alter entsprechend
verschieden ist, sind durch geschickte Benutzung der Altar-
stufen mit ihren Köpfen in gleiche Höhe gebracht worden.
Die Einheit der Idee, die von einer Gruppe verlangt wird,
ist im höchsten Mafse vorhanden: für seinen Frevel erliegt
Laokoon mit seinem Geschlechte dem göttlichen Strafgerichte.
Aber die Darstellung ist weit entfernt von Einförmigkeit; es
klingen vielmehr drei verschiedene Momente zu einer Har-
monie zusammen. Unvergleichlich schön sagt Goethe: nBei
der Gruppe des Laokoon erregt das Leiden des Vaters Schrek-
ken, und zwar im höchsten Grade: an ihm hat die Bild-
hauerkunst ihr Höchstes gethan. Allein, teils um den Zirkel
aller menschlichen Empfindung zu durchlaufen, teils um den
heftigen Eindruck des Schreckens zu mildern, erregt sie Mit-
leid für den Zustand des jüngeren Sohnes und Furcht für den
älteren, indem sie für diesen auch noch Hoffnung übrig läfst.
S0 brachten die Künstler durch Mannigfaltigkeit ein gewisses
Gleichgewicht in ihre Arbeit, milderten und erhöhten Wirkung
durch Wirkungen und vollendeten sowohl ein geistiges als ein
sinnliches Ganzeß Und wie haben die Künstler es dem Be-
schauer klar gemacht, dafs die drei Personen der Gruppe sieh
in so verschiedenen Momenten des Leidens befinden können?
Durch die Windungen, welche sie die Schlangen nehmen
lassen, und durch deren Bisse. Die eine Schlange, welche
rechts (vom Beschauer) herkam, hat sich zuerst auf den älteren
Sohn gestürzt, hat dessen linken Fufs und ebenso, über den
rechten Oberschenkel hin, des Vaters linken Unterschenkel
umschlossen. Mit gewaltiger Windung Llmfafgt Sie darauf des