Grofsen.
Tode Alexanders des
Bis zum
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wärts den Arm stützt, ein Stück über, und es zieht sich eine
Fülle von Gewandfalten dahin. Diese Statue ist nicht eigent-
lich eine Personifikation 72) eines Ortes, sondern das Bild einer
Stadtgöttin. Indem man charakteristische Eigenschaften des
Ortes oder der Landschaft andeutete und sie zu dem, durch
die Mauerkrone als Schutzgöttin gekennzeichneten Weibe in
Beziehung brachte, suchte man dem Beschauer die richtige
Deutung des Bildwerkes nahe zu legen. Das Original dieser
Statue, das möglicherweise in Erz gebildet war, rührt von
Eutychides, einem Schüler des Lysippos, her.
Rückblick. Blicken wir auf die besprochene Periode
zurück, so fällt uns auf, welche geringe Rolle im eigentlichen
Griechenland die Architektur spielt. Es werden grofse
Tempel, ja ganze nach kunstreichem Plane angelegte Städte
erbaut, aber mehr in den von dem ursprünglichen Mittelpunkt
griechischer Kultur entlegenen Gegenden. Denn die Haupt-
staaten des Mutterlandes hatten während der ganzen Zeit sich
so wenig innerer Ruhe zu erfreuen, dafs nicht nur die Stim-
mung, sondern auch die Mittel fehlten, Prachtbauten zu
schaffen; man mufste sich begnügen, das Praktisch-Nützliche
ins Auge zu fassen. Indes gelangte in dieser Periode doch
eine neue Bauordnung, die freilich der ionischen nahe ver-
wandt ist, zur Blüte, die korinthische, die einerseits sich be-
sonders zu kleineren Bauten eignete, wie sie der noch immer
vermögende Privatmann errichten liefs, andererseits bei grofsen
Bauwerken durch prachtvolle Entfaltung ihrer Formen eine
bedeutende Wirkung hervorbrachte. Die dorische Ordnung
geriet fast in Vergessenheit, die ionische wurde weichlicher.
Neben dem eckigen Grundrifs tritt jetzt auch der runde be-
deutsam hervor.
In derPlastik vollzieht sich ein Umschwung sowohl in
der Wahl der Gegenstände, als in der Auffassung und Wieder-
gabe derselben. Wie die Mittel fehlten, die olympischen
Götter in Gold und Elfenbein darzustellen, so auch der Sinn
für die unnahbare Majestät religiöser Monumente, wie sie die
vorige Periode aufzuweisen hat, Die Kunst, die früher im
öffentlichen Dienste stehend nur an dem Talente des Meisters
eine Schranke fand, schuf jetzt zumeist im Dienste von Pri-
vatleuten und mufste sich, selbst wenn im Künstler jener er-
habene Zug noch vorhanden gewesen wäre, der Geistesrich-
tung der Auftraggeber anpassen. lUnter diesen Einflüssen
wählte man von Göttern besonders diejenigen zur Darstellung,
die dem Menschen näher standen, solche, we1che die ver.
Schiedenen Seiten des menschlichen Wesens Wiedergaben oder
auch in rein menschlicher Lage dargestellt werden konnten.