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Tode Alexanders des Großen.
Bis zum
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Gesichts ist heiterer Ernst, dem die Haltung des Körpers mit
ihrem ruhigen Selbstbewufstsein wohl entspricht. Nicht einen
von ngöttlichem Wahnsinn getriebenenu, sondern einen mit
geistiger Klarheit die Dinge durchdringenden, weisen Dichter,
einen milden, aber würdevollen, einen energischen, aber von
den Grazien geliebten Menschen sehen wir vor uns. Wer diese
tretfliche Statue geschaffen hat, ist unbekannt.
Ares Ludovisi. Taf. 21, Fig. 7 zeigt einen gedanken-
voll dasitzenden jungen Kriegshelden, zwischen dessen Beinen
schelmisch der Liebesgott emporblickt. Es ist Ares, der, trotz-
dem dal's er das Schwert schon gefafst hatte, als ob er von Thaten-
drang getrieben hinausstürinen wollte zu Kampf und Sieg, im
Banne gehalten wird durch eine mächtigere Gewalt! die Liebe
hat ihn gebändigt und entwaffnet. Freilich ist unser Ares
nicht der wilde Kriegsgott, wie er bei Homer erscheint, sondern
ein sanfterer. Die griechische Kunst dieser Periode bildete
ihn gern wie hier, als jugendkräftigen, gewaffneten Jüngling,
der trotz seiner Tapferkeit leicht von Liebe bezwungen wird.
Nachdenklich vorgebeugt sitzt unser Held auf einem Felsblock
in der Einsamkeit. Den linken Fufs hat er auf den am Boden
liegenden Helm gestützt, das linke Bein hat er emporgezogen
und das Knie, gewisserinafsen seine Thatenlust berneisternd,
mit den Händen uinfafst. Lässig hält er in der Linken zu-
gleich daS Schwert, während die Rechte darauf ruht. Die
Chlamys, die er zu tragen pflegt, ist herabgefallen. Das eine
Ende derselben legt sich über den rechten Oberschenkel her-
über, das andere hängt in zwei Zipfeln über das Schwert
herab. Der Körper ist durch Leibesübungen wohlgebildetl
Senkrecht auf den Schultern sitzt der nach rechts gewandte
schöne Kopf mit den trotzig aufgeworfenen Lippen und den
etwas verdrossen blickenden Augen. Die freie Behandlung des
lockig das Haupt umspielenden Haares erinnert an den Apo-
xyonienos (vgl. Taf. 21, Fig. 3); jedenfalls liegt hier Einflufs
des Lysippos vor. Zwischen dem Felsen und dem vorge-
streckten rechten Beine kauert schalkhaft Eros (der Kopf ist
ergänzt), der vergnügt lächelnd zu dem Besiegten emporschaut,
Was er in der rechten Hand hält, scheint_ das Mittelstück
eines Bogens zu sein, doch läfst es SiChdllßht entscheiden,
da auch hier Ergänzungen vorgenommen sind; mit der Unken
Hand stützt sich Eros auf den am Boden liegenden Köcher.
An der rechten Seite des Felsens lehnt der grofse runde,
metallene Schild. Dieser Gegensatz der Waffen, die den Jüng-
ling umgeben, zu dem schelmischen Amor lassen deutlich
den Zwiespalt der Gefühle ahnen, die in der Brust des jungen
Helden streiten.