Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

Kap 
des Gro fsen. 
Bis zum Tode Alexanders 
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vollziehen. Durch Weinschale und Panther aber wird noch an 
die ursprünglichen Elemente des Mythos erinnert. Das ganze 
Werk ist aus einem Gusse und erfüllt seinen Zweck. Es 
sollte den Dionysos feiern, an dessen Fest der Preis errungen 
ist. Daher ist eine Scene aus seinem Leben dargestellt, die 
seine göttliche Macht offenbart. Die Handlung spielt am Ufer 
des Meeres: an den Strand erinnern die Schilfblätter des 
Kapitells, an das Meer die überschlagenden Wellen des Daches, 
die schuppenartige Bedachung an Tiere des Meeres, die üp- 
pigen Ranken, von denen der Dreifufs umfafst war, an den 
Eppich und den Wein, die in dem Mythos eine Rolle spielten. 
Artemision zu Ephesos. (Taf. 21, Fig. 1 und 2). Der- 
selben Zeit gehört der Wiederaufbau des ausgedehntesten aller 
griechischen Tempel. des Artemision zu Ephesos, an. Unmittel- 
bar nach der Zerstörung durch den wahnwitzigen Herostratos 
wurde die Wiederherstellung des Heiligtums begonnen unter 
Leitung von Alexanders des Grofsen Architekten Peinokrates. 
Es war ein achtsäuliger Dipteros (S. 58) von 63 55.132 m." 
108 ionische Säulen umschlossen diesen Riesenbau. von denen 
36 sich durch eine besondere Eigentümlichkeit auszeichneten. 
Sie waren nämlich, wie aus Taf. 21, Fig. 1 ersichtlich ist, 
oberhalb der Basis mit einem beinahe zwei Meter hohen, 
allerdings sehr flachen Relief geschmückt. Die Höhe der 
Figuren ist etwas mehr als lebensgrofs. Nur eines der Reliefs, 
von dem wir Fig. 2 eine Probe mitteilen, ist so erhalten, 
dafs sich der Inhalt erkennen läfst. Er bezieht sich auf den 
Mythos von Alkestis, die freiwillig in den Tod gegangen war, 
um ihrem Gemahl Admetos das Leben zu erhalten. Der 
Künstler hat die Sache so dargestellt, dafs Herakles (der auf 
Fig. 2 links zu ergänzen ist) bis in die Unterwelt eingedrungen 
ist, um die Freilassung der Alkestis zu erwirken. Es gelingt 
ihm, und Hermes geleitet dieselbe wieder zu der Oberwelt empor. 
Bei der photographischen Übertragung des Bildes von der 
runden Fläche auf die ebene sind Verzerrungen nicht zu ver- 
meiden. Daher erscheint der auf der rechten Hälfte so an- 
mutig gebildete Hermes auf der linken minder schön. Der 
Vorgang ist so gedacht: Rechts thront Hades, von dem auf 
unserm Bild nur ein vorgestrecktes Bein noch Sichtbar ist; 
neben ihm steht Persephone, reich bekleidet mit doppeltem 
Ärmelchiton und Mantel. Beide haben eben dem Hermes 
den Auftrag gegeben. Dieser, nur mit Chlamys und dem 
Heroldstab ausgestattet, schreitet mit emporgerichtetem Blick 
zu der links stehenden Alkestis hin, welche dem untgrirdigchen 
Herrscherpaar noch einen Blick der Dankbarkeit zuzugenden 
SCheint, bevor sie sich zum Gehen anschickt. Dafs niemand
	        
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