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Bis zum
Tode Alexanders des Grofsen.
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von vier kurzen geraden und vier längeren geschwungenen
Linien. Die ganze Säule ist sehr schlank; denn die Höhe
derselben beträgt in der korinthischen Ordnung bis zu Zghn
unteren Durchmessern.
Das korinthische Kapitell läfst auch manche andere Bil-
dung zu als die beschriebene. Taf. 20, Fig. 8 zeigt ein K3,
pitell vom Tempel des Apollon Didymaios bei Milet, dessen
Erbauung ins vierte Jahrhundert fällt. Hier erheben sich aus
dem Säulenschafte acht Akanthosblätter, deren Spitzen sich
nach aufsen umbiegen. Hinter diesen wachsen acht höhere
Blätter gleicher Art hervor, von denen sich vier an die selb-
ständig aufsteigenden Voluten anschmiegen, während die andern
vier über sich Palmetten haben. Ein Astragal verbindet das
Kapitell mit dem Schafte, ein Eierstab schliefst es oben ab.
Diese Form ist die in der spätern Zeit am häufigsten nach-
geahmte.
Fries des Lysikratesdenkmals. Nicht minder als durch
die Schönheit seiner Säulen zeichnet sich das Lysikratesdenk-
mal durch den plastischen Schmuck des Frieses auS, von dem
uns das Mittelstück und die eine Hälfte auf Taf. 20, Fig. 9
und 10 gegeben werden. Der Inhalt bezieht sich auf den
Mythos von den tyrrhenischen Seeräubern, die sich gewaltsam
am Dionysos vergrilfen. Der jugendlich schöne Gott mit
dunkelumlocktem Haupt, gekleidet in Purpur, war im Begriff,
von Ikaros nach Naxos zu fahren. Da erblicken ihn tyrrhe-
nische Seeräuber, halten ihn für einen Königssohn, der ihnen
reiches Lösegeld einbringen könne, fesseln ihn und schleppen
ihn aufs Schiff. Hinaus geht es auf die hohe See. Da sucht
sie die schnelle Rache des Gottes heim. Die Banden fallen
ihm ab, um Mast und Segel spinnen sich Weinreben und
Eppich, die Bänke bekränzen sich, Dionysos wird zum Löwen,
und voller Entsetzen stürzen sich die Tyrrhener ins Meer, wo
sie zu Delphinen verwandelt werden. Diese Erzählung von
der Bestrafung der Räuber, die im Laufe der Zeit immer aus-
führlicher und abenteuerlicher gestaltet wurde, liegt der Dar-
stellung unseres Friesreliefs zu Grunde, nur dafs die Einzel-
heiten abgeändert sind, soweit es die plastische Kunst verlangte.
Nachlässig zurückgelehnt sitzt der anmutvolle, etwas weiehlich,
aber edel gestaltete Jüngling (Taf. 20, Fig. 9) auf einem mit
Gewandstücken bedeckten Felsblock 70), in göttlicher Unbe-
fangenheit und Sorglosigkeit mit seinem Panther tändelnd, der
nach der Weinschale verlangt, die der Gott in Seine,- Linken
hält. Der Gott weifs, dafs die Bestrafung vollzogen wird, ohne
dafs er selbst Hand anzulegen braucht. Seine Genossen, die
Satyrn und Silene, haben Sieh über die Räuber hergemacht
Menge, Antike Kunst. 2. Aufl. 9