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Die griechische Kunst.
war, die Phyle Akamantis mit dem Knabenchor siegte, Theon
der Flötenspieler, Lysiades der Dichter, Enainetos der Archon
des Jahres war, Der darüber sich erhebende Fries ist wie bei
der ionischen Ordnung glatt und war daher geeignet, eine fort-
laufende bildliche Darstellung aufzunehmen, deren Inhalt wir
Slaäter kennen lernen werden. Dann folgen Zahnschnitte und
das Gesims, das wahrscheinlich oberhalb in der auf der Ab-
bildung angegebenen Weise mit kleinen Akroterien geziert
war, welchen auf dem Dache selbst noch ein Kranz soge-
nannter überschlagender Wellen parallel läuft. Die Dachzie-
geln haben die Gestalt von Schuppen. Die Krönung besteht
aus einem Ständer, der reich mit Blätter- und Rankenwerk ver-
ziert ist, und auf dem sich in einer nicht mehr genau be-
stimmbaren Weise der jetzt verschwundene eherne Dreifufs
erhob.
Korinthische Säule. Die Bauordnung, welcher die-
ses Denkmal angehört, heifst gewöhnlich die korinthische,
doch wird sie auch nach dem Bildhauer Kallimachos benannt,
auf den man ihre Erfindung oder wenigstens ihre weitere Aus-
bildung zurückführte. Taf. 20, Fig. 7 giebt ein genaueres
Bild einer Säule vom Denkmal des Lysikrates. Die Basis der
Säule ist gleich der attisch-ionischen (s. S. 73); sie besteht
aus zwei Wülsten (Tori), die durch eine Hohlkehle (Tr0chi-
lus) getrennt sind. Auch der Schaft ist wie bei der ionischen
Säule gestaltet, nur dafs an unserm Denkmal aus besonderem
Grunde die Furchen 0ben__nicht halbrund auslaufen, sondern
in Schilfblättern enden. Uber einem glatten Ringe, der viel-
leicht mit einem Kranz verdeckt wurde, bei andern Denk-
mälern tindet sich an dieser Stelle ein Astragal erhebt sich
dann das prachtvolle Kapitell. Bis zu einem Viertel der
ganzen Höhe reicht ein doppelter Kranz überschlagender
Schilfblätter, aus dem acht zierlich gegliederte, etwas über-
schlagende Akanthosblätter hervorwachsen. Aus diesem Blätter-
kelch spriefsen viermal je zwei Blumenstengel hervor, welche
seitlich aus einander strebend sich je mit einem von der be-
nachbarten Seite kommenden Stengel unter den Ecken des
darüber liegenden Abacus zu einer Volute gestalten, während
kleinere nach innen sich abzweigende Ranken, die Sich in
der Mitte zwischen den Hauptstengeln vereinigen, eine bis an
die oberste Linie des Abacus reichende Palmette tragen, Die
Ecken zwischen Voluten und Palmetten sind mit kleinerem
Blatterwerk ausgefüllt. Der Abacus ist vierseitig angelegt,
aber die Seiten werden nach dem Mittelpunkt zu in geschwun-
gener Llnle eingezogen, die Spitzen der Ecken geradlinig ab-
geschnitten, und so entsteht eine achteckige Form, begrenzt