Kill
Tode Alexanders
Bis zum
Grofsen.
des
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nischen, höchsten Schönheit pflegte man ihn ähnlich wie hier
in jugendlich anmutiger Blüte darzustellen.
Satyr. (Taf. 20, Fig. 8.) Ein auf einen Baumstumpf
gestützter jüngling mit einem Pantherfell über der Brust ruht
gemächlich aus. Beim ersten Blick könnte man an einen
Gott denken, und das Pantherfell leitet auf Dionysos, aber
der Wenig göttliche Gesichtsausdruck läfst diese Vermutung
zweifelhaft erscheinen, und die zugespitzten Ohren sagen uns,
dafs wir nicht diesen Gott selbst, sondern einen aus seinem
Gefolge, einen Satyr, vor uns haben. Dionysos, der Gott des
Weinbaues nicht nur, sondern der ganzen zeugenden Natur
mit all dem Segen ihrer Früchte, hatte in seiner Begleitung
die mannigfaltigsten Gestalten, von halbgöttliclmer Bildung ab-
wärts bis zu halbtierischer, Silene, Satyrn, Pane, Bacchan-
tinnen u. s. W. Die Satyrn sind die derben Geister der
Wälder und Berge, noch halbtierisch in ihrem Wesen, beson-
ders an die Bocksnatur erinnernd, neckisch, schelmisch und
lüstern. Teils schwärmen sie mit Dionysos, teils tollen und
tanzen sie allein in den Wäldern und auf den Bergen umher,
ttreiben ihr Wesen mit den Nymphen oder erfreuen sich an
einer einsamen Quelle, deren Gemurmel und Geplätscher
sie wohl auch auf der Flöte begleiten. In dieser letzten Lage
sehen wir hier den Satyr vor uns. Durch den Baumstumpf
ist in der kurz andeutenden Weise der Plastik der Wald als
die Ortlichkeit der Vorganges bezeichnet. Auf diesen Stumpf
stützt er sich kräftig mit dem rechten Arm, in der Hand die
ergänzte Flöte haltend 60) die andere Hand ist behaglich in
die Seite gestemmt, das rechte Bein berührt elastisch kaum
die Erde, das linke ist zum Tragen bestimmt. Das Panther-
fell kreuzt die Brust in einer Weise, dafs uns der blühende,
naturfrische Körper möglichst wenig entzogen wird. Freilich
zeigt dieser Körper weder die Feinheit und Zartheit der Durch-
bildung wie der des edleren Apollon, noch etwa durch gym-
nastische Ubungen kräftig entwickelte Formen. Aber offenbar
mit weiser Absicht; denn beides würde dem Wesen des Sa-
tyrs widersprechen, der in der freien Natur, in Wald und
Feld ein müheloses Leben führt. Den sinnlich behaglichen
Ausdruck des Gesichtes vermag der Holzschnitt nicht ganz
zu veranschaulichen, ebensowenig die leise Andeutung tieri-
schen Wesens in Nasen-, Wangen- und Augenbildung; wohl
aber zeigt er dieses in den spitzen Ohren und den Haaren,
die tief in die Stirne hereingewachsen sind, im übrigen aber
in schönen, frei behandelten Locken das Haupt umgeben und
in den Nacken fliefsen. Unser Satyr bietet trotz heiterer
Schalkhaftigkeit und jugendlicher Frische das Bild behäbig-