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bei den Reitern finden wir auch in der Haltung der Pferde
kleine Verschiedenheiten, alle aber haben gedrungenen Wuchs,
kurzen Hals und kleinen Kopf, Eigenschaften, die sich auch
jetzt noch bei den attischen Pferden iindenß).
Die wenigen mitgeteilten Proben mögen ausreichen, um
zu zeigen, wie der Künstler die natürliche Einförmigkeit des
Zuges mannigfaltig zu gestalten wufste. Es findet sich an
dem Fries ein unendlicher Reichtum von Erscheinungen, die
immer wieder in anderer Weise die schöne Gestalt lebensvoll
darstellen, sei es in andächtig Würdevoller oder behaglich
ruhender oder in leicht bewegter Haltung, sei es in Göttern,
in Menschen oder in Rossen; im sittigen Weihe, im ernsten
Manne, im stürmischen Jünglinge. Hier durfte der Künstler
auch eine Schranke überspringen, die ihm sonst gezogen ist;
er durfte Ungleichzeitiges auf einem Bilde darstellen. Denn
da das Ganze, trotz des engen Zilsammenhanges, sich in eine
Anzahl selbständiger Gruppen auflöst, die nicht gleichzeitig
überblickt werden können, so darf auch ein
zeitlicher Fortschritt in den aneinander geschlossenen Gruppen
erscheinen. Und so ordnen sich demnach die Teilnehmer des
Zuges aufudem Westgiebel noch, während am Ostgiebel be-
reits die Ubergabe des Peplos stattgefunden hat.
Wie weit in dem Friese Farbe verwendet war, entzieht sich
sicherer Bestimmung, doch mehren sich die Anzeigen dafür,
dafs zur Belebung von antiken Skulpturen ebenso wie von
Gebäuden Farbe verwendet worden ist 49). Zügel, Kränze und
Ähnliches waren aus Bronze gemacht.
Durch solche Bilder vorbereitet betrat der festlich ge-
stimmte Athener dann den eigentlichen Tempel, und hier sah
er die erhabene Göttin selbst vor sich, die Beherrscherin und
Beschützerin seines Landes, in einer Statue, welche die Krone
all dieser künstlerischen Schöpfungen war, der sogenannten
Athene Parthenos. Sie war eine Kolossalstatue, 26 grie-
chische Ellen (z 12 m) hoch und war chryselephantin, d. h.
sie bestand teils aus Gold, teils aus Elfenbein Was von dem
Körper selbst zu 'I"age trat, war Elfenbein, die zum Abnehmen
eingerichtete Gewandung, Sowie die Attribute waren von Gold.
Das Gewicht desselben betrug 44 Talente, der Wert etwas über
2 Millionen Mark. Uns von dem Götterbilde eine annähernde
Vorstellung zu machen sind wir imstande, wennjwir die Neujahr
1881 zu Athen gefundene Marmorst atu ette (Taf. 16,Fig. 3) und
die in Paris aufbewahrte Athene au collier (Taf. 16, Fig. 4),
beides freilich Werke römischer Zeit, vergleichen. Von letzterer
müssen, wie es auf unsrer Abbildung geschehen ist, die später
falsch ergänzten Arme und Attribute weggelassen werden; im