Kap"
zum Ende des peloponnesischen Krieges.
Bis
93
haglich gekreuzten Füfsen, mit dem Kopfe an die linke Schulter
ihrer Schwester gelehnt.
Erregt unsere Bewunderung die kunstvolle Andeutung der
verschiedenen Stufen von Teilnahme an dem grofsen Ereig-
nisse, die sich von den Ecken des Giebels nach der Mitte zu
von achtloser Ruhe zu aufmerksamer Bewegung steigert, so
nicht minder die Behandlung der Gewandung, die trotz ihrer
Fülle in natürlichem Flusse den blühenden Formen des Körpers
sich anschmiegt. Ein feinfaltiger Armelchiton mit Überschlag
deckt die Brust der sitzenden Figur, während über Kniee und
Beine ein Mantel aus gröberem Stoffe geschlagen ist, unter
dem dann an den Füfsen der Chiton wieder zum Vorschein
kommt. Der Chiton der liegenden Figur hat keinen Uber-
schlag, so dafs der schöne Faltenwurf über dem Gürtel
nicht verdeckt ist. Von der rechten Schulter ist das Gewand,
wie das bei fast horizontaler Lage leicht geschieht, herabge-
glitten. Der Mantel wird erst sichtbar vom Oberschenkel an,
wo er sich von unten her in breiteren Falten über den Chiton
lagert, dessen Falten schief überschneidend. NOCh einfacher
ist endlich der Faltenwurf der offenbar auS Sfilrkem Stoffe
bestehenden Decke, auf welche die Gestalt sich hingelagert
hat. Man vergleiche mit diesen Frauen die Hestia (Taf. 13,
Fig. 6), um. zu sehen, welchen Fortschritt die griechische
Kunst in der Behandlung der Gewandung gemacht hat. Ein
gleicher Fortschritt zeigt sich in der Anordnung der Gruppe,
die innerhalb des Ganzen wieder mehrere kleinere Einzelgruppen
aufzuweisen hat und so eine wohlthuende Abwechselung her-
vorbringt, die ein Vergleich mit den Ägineten stark in die
Augen fallen läfst.
Der West giebel enthält, wie erwähnt, den Streit zwischen
Poseidon und Athene um den Besitz des Landes. Da der
plastische Künstler nur einen Moment der Geschichte heraus-
greifen darf, so gilt es diesen so zu wählen und auszugestalten,
dafs die Vorgeschichte und das unmittelbar Folgende erschlossen
werden kann. Auch hierin zeigt sich, nachdem man endlich
den wenigen erhaltenen Resten die wahrscheinlich richtige
Deutung gegeben hat, der Künstler als vollendeter Meister.
Den Besitz des attischen Landes begehrten PüSeitlon und Athene_
Um den Streit zu schlichten, fanden sich beide mit ihren Zwei-
gespannen auf der Burg ein 42). OlymplscheGötter und vielleicht
auch Kekrops, des Landes Herrscher, sind als Zeugen zugegen.
Wem das Land die gröfste Wohlthat zu danken hätte, dem
sollte es zu eigen sein. Poseidon tritt vor: ein Stofs mit dem
Dreizack in den Felsen! und ein salziger Quell sprudelt her-
vor, des Meeres und der Seeherrschaft Symbol. Voll Sieges-