Volltext: Einführung in die antike Kunst ([Textband])

Kap" 
zum Ende des peloponnesischen Krieges. 
Bis 
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haglich gekreuzten Füfsen, mit dem Kopfe an die linke Schulter 
ihrer Schwester gelehnt. 
Erregt unsere Bewunderung die kunstvolle Andeutung der 
verschiedenen Stufen von Teilnahme an dem grofsen Ereig- 
nisse, die sich von den Ecken des Giebels nach der Mitte zu 
von achtloser Ruhe zu aufmerksamer Bewegung steigert, so 
nicht minder die Behandlung der Gewandung, die trotz ihrer 
Fülle in natürlichem Flusse den blühenden Formen des Körpers 
sich anschmiegt. Ein feinfaltiger Armelchiton mit Überschlag 
deckt die Brust der sitzenden Figur, während über Kniee und 
Beine ein Mantel aus gröberem Stoffe geschlagen ist, unter 
dem dann an den Füfsen der Chiton wieder zum Vorschein 
kommt. Der Chiton der liegenden Figur hat keinen Uber- 
schlag, so dafs der schöne Faltenwurf über dem Gürtel 
nicht verdeckt ist. Von der rechten Schulter ist das Gewand, 
wie das bei fast horizontaler Lage leicht geschieht, herabge- 
glitten. Der Mantel wird erst sichtbar vom Oberschenkel an, 
wo er sich von unten her in breiteren Falten über den Chiton 
lagert, dessen Falten schief überschneidend. NOCh einfacher 
ist endlich der Faltenwurf der offenbar auS Sfilrkem Stoffe 
bestehenden Decke, auf welche die Gestalt sich hingelagert 
hat. Man vergleiche mit diesen Frauen die Hestia (Taf. 13, 
Fig. 6), um. zu sehen, welchen Fortschritt die griechische 
Kunst in der Behandlung der Gewandung gemacht hat. Ein 
gleicher Fortschritt zeigt sich in der Anordnung der Gruppe, 
die innerhalb des Ganzen wieder mehrere kleinere Einzelgruppen 
aufzuweisen hat und so eine wohlthuende Abwechselung her- 
vorbringt, die ein Vergleich mit den Ägineten stark in die 
Augen fallen läfst. 
Der West giebel enthält, wie erwähnt, den Streit zwischen 
Poseidon und Athene um den Besitz des Landes. Da der 
plastische Künstler nur einen Moment der Geschichte heraus- 
greifen darf, so gilt es diesen so zu wählen und auszugestalten, 
dafs die Vorgeschichte und das unmittelbar Folgende erschlossen 
werden kann. Auch hierin zeigt sich, nachdem man endlich 
den wenigen erhaltenen Resten die wahrscheinlich richtige 
Deutung gegeben hat, der Künstler als vollendeter Meister. 
Den Besitz des attischen Landes begehrten PüSeitlon und Athene_ 
Um den Streit zu schlichten, fanden sich beide mit ihren Zwei- 
gespannen auf der Burg ein 42). OlymplscheGötter und vielleicht 
auch Kekrops, des Landes Herrscher, sind als Zeugen zugegen. 
Wem das Land die gröfste Wohlthat zu danken hätte, dem 
sollte es zu eigen sein. Poseidon tritt vor: ein Stofs mit dem 
Dreizack in den Felsen! und ein salziger Quell sprudelt her- 
vor, des Meeres und der Seeherrschaft Symbol. Voll Sieges-
	        
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