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Bis zum Ende des peloponnesischen Krieges.
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bringt, jede Metope ein für sich vollständiges Bild enthalten,
doch lassen sich oft Beziehungen zwischen den benachbarten
Reliefs herausfinden. Wie jedesmal eine gröfsere Anzahl
Metopen zusammen eine ruhmreiche That der Vorzeit ver-
herrlicht, haben wir gesehen; aber alle ordnen sich wieder
dem einen, auch sonst oft dargestellten Hauptgedanken
unter: durch die Olympier, besonders aber durch Athenes
machtvolle Siegesgewalt, sind Unholde und Feinde nieder-
geschlagen, ist hellenische Kultur den späteren Geschlechtern
bewahrt worden.
Auch die Bildwerke der Giebel, freistehende Marmor-
statuen, die durch Färbung der untergeordneten Teile und
Metallverzierungen für den unten stehenden Betrachter ver-
ständlicher gemacht waren, sind nur in geringen Resten auf
uns gekommen. Wir müssen uns mit einigen Einzelheiten
begnügen, für deren Verständnis freilich die Kenntnis der
gesamten Kompositionen unerläfslich ist. Von dem, was sich
in den Giebeln befinden-sagt Pausanias beliebt Sißh alles,
was über dem Eingange ist, auf die Geburt der Athene, was
aber hinten 1st, auf den Streit der Athene mit Poseidon um das
Land Attika. Der Eingang aber ist, wie wir gesehen haben, an
der Ostseite. Nach den vorhandenen Resten und Uberlie-
ferungen war die Geburt der Göttin hier etwa so dargestellt,
dafs in der Mitte vor dem thronenden Zeus die eben in
wunderbarer Weise dem Haupte des Vaters entsprungene Pallas
stand, während einige der höchsten Götter beide umgaben.
Iris 39), die Götterbotin, eilt hinaus aus dem Olympos, um
die Kunde von der Geburt der Tochter des Zeus der Welt
zu bringen. Dafs das Ereignis im Olympos vorgeht, das ist
angedeutet durch die rechts in der Ecke hinabtauchende
Göttin der Nacht, Selene, und den links aus den Wogen em-
porsteigenden Tagesgott Helios: denn diese beiden Lichtgott-
heiten bezeichnen den Himmelsraum 40). Rechts von Helios,
nach der Mitte zu, ist die Gestalt gelagert, die uns Taf_ 15,
Fig. 2 vorführt. Wen sie vorstellt, ist nicht aufser ZweifeL
Da den Sitz ein Pantherfell und obendrein, um ihn weicher
zu machen, noch ein Gewand bedeckt, so liegt die Deutung
auf Dionysos39) nahe. Uns interessiert übrigens die Be-
nennung weniger als die Schönheibder Statue. Sie zeigt
einen vollendet schönen Manneskörper 1m Zustand seliger Ruhe.
Behaglich rückwärts gelehnt, stützt er sich mit dem linken
Arme auf den felsigen Abhang des Olympos. Der Oberkörper
ist etwas nach links gewandt, der rechte Unterarm ist empor-
gehoben. Vielleicht hat er in der rechten Hand einen Thyrsos